Sandten an unsere auswärtigen Mitglieder den folgenden Neujahrsgruß:
"Die Wallberger"
Verein für Erhaltung der Volkstracht
Egern-Rottach.
Der Mitternachtsglocke hell klingende Töne
Verkünden Neujahr der entschlummernden Welt!
Gespensterhaft regt sich's in Quellen und Bächen,
Im Rohricht des See's und auf einsamem Feld.
Da fliegt eine Sternschnupp' aus glitzernder Höhe
Herab auf des Wallberges höhige Kant', -
Und siehe, ein Gnome entsteigt dem Geklüfte
Und grüßt das vom Monde beleuchtete Land:
"Wir Geister der Urwelt, wir grüßen mit Freuden
Das Volk, das die Art seiner Väter noch ehrt:
Der Vorfahren Trachten, der Vorfahren Sitten,
Der Neuerung trotzend, den Kindern noch lehrt!
Von Herzen auch grüssen wir Euch, edle Gönner,
Begründer und Stützen des Wallbergverein',
Durch förderndes Beispiel erweckt Ihr im Landmann
Den Stolz, gleich dem Vater ein Bauer zu sein!
Wir, die wir die Zeugen entschwundener Tage,
Wir segneten froh Eures Werkes Beginn! -
Glück auf! Wer vergangene Bräuche noch ehrer,
Zeigt warmes Empfinden und offenen Sinn!"
C. Lamprecht.
Die Wallberger.
Verein zur Erhaltung der Volkstracht Egern-Rottach
Still liegt das Dörfchen, friedlich still,
Nichts regt sich weit und breit,
Schneeflöckchen einzig spinnen sacht
Der Erde Winterkleid;
In Eis gefesselt liegt der See,
Der alte Brunnen schweigt,
Am Friedhof selbst der Fliederbusch
Die dürren Äste neigt.
Da zittert lei' der Glockenton
Des Kirchleins durch die Nacht,
"Neujahr", so ruft der frohe Klang,
Das Echo rings erwacht,
Und "froh Neujahr" so jauchzt es laut
Von Berg zu Berg hinan -
Auf flücht'gen Schwingen trägt's der Ost
Zum Freundeshause dann.
Und rüttelt an das Fensterlein,
Pocht an die Thür mit Macht:
"Ich komm' vom Wallberg", flüstert er,
"Bring Grüße durch die Nacht!
"Dort draußen in der Eg'rer Bucht
"Denkt Dein der Freunde Schaar:
"Gut Heil! (Treu!) dem gutan alten Brauch
"Und glücklich froh Neujahr!"
C: Lamprecht.
Wia flugs so a Jahrl vorüber is,
Da Tag hetzt den andern - des is g'wiß;
Obs d'lusti', obs d'trauri', 's is all's oanereli,
Dö Stunden, dö tanz'n g'rad nur so vorbei.
Kreiz Saxn, drum sog' i' greif herzhaft nur zua,
De heurige Fastnacht gibt a so bald an Ruah!
A lustiges G'sangl scheucht Sorg'n dir weg
Und a schneidiger Tanz, der is aa net vum Blech;
Denn Deandln ham mer, so fesch und so g'schmach,
Und Buab'n - o mei'! - halt vom Wallbergerschlag,
Und das der was taugt, i' moa', des host g'wißt,
Weils d' aa Oana vo' dö Uns'rigen bist.
Es gibt wohl a Sprichwort: Mit'n Huat in da Hand
Da bringt si' a jeder viel leichta durchs Land;
Dös Hüatl konnst aufb'halt'n, es druckt di' net schwer,
Und mit dem kimmst all'weil vom Fels bis zum Meer!
Prosit Neujahr!
Vom Kreuz, das auf dem Wallberg blinkt,
Vom Dörfchen, das am Uferrande
Des See's sich breitet - dorther klingt
Ein Neujahrsgruss in alle Lande.
All das, was Ihr vom Schicksal wollt,
Das leg' es Euch in Eure Hände!
Bleibt uns und unserem Streben hold
Auch bis zur nächsten Jahreswende!
Egern-Rottach, Dezember 1896.
Die Wallberger
Verein zur Erhaltung der Volkstracht
Egern-Rottach.
Potztausend Stern! Is 's wirkli' wahr,
Geht 's Jahrl scho' wieda z' End?
Rein narrisch werst, wannst nochi denkst,
Wo d' Zeit so g'schwind hirennt!
Oft moant ma zwar: "dö Woch' is lang,"
Wann 's nix als Ärger geit,
Schier nimma moanst, dass 's Sunnta' werd,
Gar net vergeht dö Zeit!"
Ja doch! Dö Zeit verfliagt gar g'schwind!
Schnell is a Jahrl dahin!
Thua's nutz'n, wos D' nur aussa bringst,
Na' host doch a an G'winn!
Nimm an, wos kummt! 'S is all'mol no
Auf's G'witter schöner worn;
Es nimmt a jede Sorg ihr End',
Sei nur net glei voll Zorn!
Und jetzt'n lus' auf meine Wünsch,
Du kennst as ja so,
Jahr aus, Jahr ein bleib g'sund und frisch,
Na bist a rarer Mo!
Auf unsern Wallberg steht a Kreuz,
Dös schützt uns jeder Zeit;
Halt fest zu uns mit Leib und Seel',
Dann fehlt's ganz g'wiss nia weit!
Reich' d' Hand uns aund bleib ferner auch:
Mit uns "recht treu dem alten Brauch!"
P.W.