Ein frohes Neues Jahr 1900
allen Gönnern und Freunden!
Die Wallberger
Verein zur Erhaltung der Volkstracht
Egern-Rottach
Jahrhundertwende!
Es eilt die Zeit in raschem Flug,
Geschlechter geh'n und kommen.
Ein Säculum! - Heut mag statt Scherz
Ein ernstes Wort und frommen.
Jahrhundertwende!
Ein wicht'ger Abschnitt geht zu End,
Ein lehrreich Hauptkapitel!
Geordnet liegt der bunte Stoff;
Es fehlt nur noch der Titel.
Der Titel, der uns kurz und wahr
Des Inhalts Kern verkündet,
Der uns nach Handlung und Erfolg
Gleichmässig scheint begründet.
Nun denn! So schreiben wir ihn vor:
Alldeutschland soll er heissen!
Und des Jahrhunderts Glanz und Ruhm
Wird uns kein Wicht entreissen.
Und wie nach gutem Erntejahr
Des Landmanns Sorgen schwinden,
So soll die Zukunft uns besorgt,
Doch nicht in Sorgen finden!
Dem alten, Ächten Biedersinn,
Der Lieb' zum Hergebrachten
Entspring auch unser ferner Thun
Und unser ganzes Trachten!
Und Fürstenlieb und Bayerntreu
Soll unser Eigen bleiben!
Dies wollen unsern Erben wir
Tief in die Herzen schreiben!
Zur Jahrhundertwende!
Sylvesternacht! - Es dunkelt
Am Ufer ringsumher;
Am schwarzen Himmel funkelt
Ein zahllos' Sternenmeer.
Der Wallberg verschwimmt in der Ferne
Mit all' den Nachbarn sein,
Und kaum noch im Glanze der Sterne
Erschau ich den Riederstein.
Dort thront ein Kirchlein friedlich,
Auf engen Platz gedrängt,
In dessen Thürmchen, niedlich,
Ein Wunderglöcklein hängt.
Horch! Hör' ich nicht ein Klingen
Von dort gar wundersüß,
Als würden Engel singen,
Gesandt vom Paradies.
Erst kaum vernehmbar leise,
Dann laut der Ton erklingt,
Bis er in selt'ner Weise
Weit in die Ferne dringt.
Und geisterhaft das Läuten
An Deinem hr sich bricht.
Kannst Du das Klingen deuten,
Das Dir zu Herzen spricht?
Es ist ein Gruß, gesendet
Mit Wünschen fromm und wahr,
Da heut' sich wieder wendet
Im Zeitenkreis ein Jahr.
Es ist ein heißes Danken,
Der Freunde Kreis gezollt,
Die zu uns sonder Wanken
Stets hielten, treu wie Gold.
Es ist ein warmes Werben,
Daß fürder uns geneigt
In heitern Stunden und herben
Der Gönner Sinn sich zeigt.
Es ist ein fest Geloben,
Daß ich in Zukunft auch
Der Wahlspruch soll erproben:
"Getreu dem alten Brauch!"
Die Wallberger
Verein zur Erhaltung der Volkstracht
1902
Z'Enterrottach drin a Wassafall
Der rauscht und donnert schiach,
Der Wallberg, der brummt a no' d'rei,
Da oite, graue Siach.
"Wo roas't denn aus, für was dös G'säuf?"
So fragt er, "sag' ma's gell!"
"Ja woaßt as nit" Dös wundert mi',
In's Land naus muaß i' schnell.
Durch'n Tegernsee, in d' Mangfall 'nei',
Der Donau roas i' zua,
Ueber Land und Meer, in d' Welt hinaus,
Spannst was, mein liaba Bua?"
"Jetz hab' is", sagt da Wallberg d'rauf,
"Ja, thua's no und mach's wahr,
Und wünsch dö "Wallberger" in der ganzen Welt
A recht a guat's neu's Jahr!
Und sag' eanas, daß mir uns freu'n,
Wann's wieda kemma wer'n
In unsa friedli's Thal herei',
Mir halten's hoch in Ehr'n!"
Herzliches
Prosit Neujahr 1904
ihren lieben Freunden und Gönnern
"Die Wallberger"
Verein zur Erhaltung der Volkstracht
Egern=Rottach
Grüaß Enk Gott all' mit'anand! Glückli's neu's Jahr! -
No, was is 's? Kennt's mi net? I' glaabet's gar!
I' bin's, der Wallberg, vom Tegernseer Land!
Laßt's meine Wünsch' iatz auf mein' Art mi' sag'n;
Thua gern an Nagel auf'n Kopf aufi schlag'n;
hab's net mi'n langa G'red', sag's bündi' raus:
!Alt wer'n und jung bleib'n," auf dö zwoa geht's naus!
"G'scheit red'n und selm thoan is a zwoaerla Sach';
Gib a guat's Beispiel, na machen's mir nach!"
Lacht's weg'n dö Falten? Dö hab' i' so kriagt
Unversehens, wia oan a Spinnweb anfliagt.
Wißt's, was mir's G'sicht hat voll Krackelfüaß g'macht?
All' hab' i's kriagt, weil i' so viel hab g'lacht;
G'lacht, weil der Himmel blau, d'Sunna so warm,
D'Menschen 'raufkrabbeln wia an Ameisenschwarm; -
B'sunders, dersiech i' a bildsaubers Leut,
Hupft no' mir Alten mei' Herz auf vor Freud; -
G'lacht, wenn's mi' g'frorn hat, wenn's stürmt und wenn's waht,
Wenn's drob'n ham Winter und Summer verdraht;
G'lacht, wenn's an Nebel hat 'nauftrieb'n auf d' Höh',
Daß i' Frau Nachbarin Setzberg net seh'.
Hab' i' aa diaweil brummt: "'s geht über d' Schnur!"
Oans is mir blieb'n do', mei' Best's, der Hamur!
"Wind und grob's Wetter, dös waar scho' zum trag'n;
Aber d' Leut'!!" - Moant's ebba, i' hab' net z'klag'n?
Mir sag'n s' nach - hat ma' denn so was scho' g'seh'n? -
Feuerspeiender Berg waar i' g'wen!!
G'hockt is 's mir g'walti' z'erscht; doch - i' g'steh's ein -
I' thua halt gar gern der G'scheitere sein.
Red'n hab' i's lassen, und han'n s'na g'red't gnua,
Nehma's an andern her; i' kriag mein Ruah!"
"Weit weg und lacha is freili' net schwaar;
Wenn ma' net mitten da drunter drin waar." -
Ausreden lassen und warten, was kimmt!
D'Hauptsach' is, daß ma' an Abstand recht nimmt.
Könnt's net drauf 'runterschaug'n, wart's halt a Stuck;
Nach a Weil draht's Enk um, schaugt's wieda z'ruck!
D'Zeit macht 's Verkehrte recht, 's Krumme macht's grad -
Wia dö ganz' Sach' da a anders G'sicht hat!
Wett' ma? Na lacht's und sagt's: "Recht hat er scho';
Gern hat ma's allweil und schön is 's Leb'n do'!"
Es schreiten die Zeiten zur Wende,
Das Korn in der Wanduhr verrinnt.
Gar schnell ist ein Jährlein zu Ende,
Die Herrschaft des Neuen beginnt.
Da ziehen der Wünsche viel tausend
hinaus über Berge und Tal
Und "Vivat" und "Prosit" klingt's brausend
Und Frohsinn herrscht allüberall!
Wie Welle sich reuhet an Welle
Und einer zur munteren Schar,
So auch unser Gruß sich geselle
Zum Glückwunsch fürs kommende Jahr.
Er gilt unsern Gönnern und Freunden,
Den treuen, in Stadt und in Land:
Euch allen, die's gut mit uns meinten;
Ein fröhlich Glückauf miteinand'!
Laßt danken uns auch für die Güte,
Mit der Ihr stets unser gedacht,
Der liebe Gott schütz' und behüte
Euch immer mit all seiner Macht.
Laßt nimmer die Freundschaft erkalten,
Gelobet - und haltet es auch:
"Wir bleiben auch ferner die Alten,
Steh'n treu stets zum gut' alten Brauch!"
Dann wird auch der Väter lieb'Sitte
Uns nochmal so teuer stets sein!
Ein Prosit aus unserer Mitte
Den Freunden!
Der "Wallberg-Verein".
Prosit Neujahr 1906!
Die Wallberger
Verein für Erhaltung der Volkstracht, Egern=Rottach
senden allen ihren lieben Freunden und Gönnern
zum Jahreswechsel 1906
die herzlichsten Glückwünsche
Der "Fünfa" is am Absterb'n jetzt,
Sei' Zeit dö is bald aus,
Und jed's von uns agt z'guata letzt:
"I' mach' ma net viel d'raus!"
Dös sagt ma' freili' bloß so her
Und denkt net viel dazua,
Der "Fünfa" hat viel Schiach's uns 'bracht,
Schön's aba aa' - g'rad g'nua.
Vom Schiach'n red'n ma' liaba nix,
's werd alle Jahr so sei',
Vom andern aba muaß i'red'n,
So prächti' war's und fei'.
Wos i' da moan', könnt's leicht darat'n:
Den liab'n B'suach vo' Wean;
Dös war'n d'r aba aa' drei Tag'! -
Heunt no' vazähl'n ma gern.
Sogar da Petrus hot net greint, -
Sunst hätt's uns ja nix g'nutzt -
Im Geg'nteil - für uns're Freund'
Hot d' sunn extra 'putzt.
Er hoot aa' g'wußt, für wen er's tuat:
So Leut, dö san eahm recht,
Dö vo' de Schuach bis' nauf zum Huat
Fesch o'zog'n san und echt.
Und uns geht's g'rad so. Oans is g'wiß,
Dös laßt si' net va'laug'n:
Wer außen echt und richti' is,
Werd inna' aa wos taug'n.
Und woa aa' scho' verpfuscht wor'n is
An uns'ra alt'n Tracht - -
Sie bleibt halt do', dös sell is g'wiß,
's hot ihr no' nia nix g'macht.
Zum Schluß nehmt's unsern best'n Dank
Ös alle, die stets treu
Bei uns'rer Arbat g'holfa ham.
Und daß 's so bleibt allwei'.
Dös wünsch' ma; und wos anders no' -
Von Herz'n - g'wiß is 's wahr - :
Für alle uns're liab'n Freund'
A' recht a' guat's neu's Jahr!
Die Wallberger
Verein für Erhaltung der Volkstracht, Egern=Rottach
bringt allen ihren lieben Freunden und Gönnern
zum Jahreswechsel 1907 die besten Glückwünsche!
So um Neujahr, wenn Eis und Schnee sich broat macht überall,
War's früaher all'weil mäuserlstaad im Tegernseer Tal.
Der Wallberg, der hat no' nix g'wißt von Ski- und Rodelsport,
Und wenn er 's jetzt net selber saach, Er glaabet no' koa Wort.
"Geht's weiter, laßt's mir iatzt mei' Ruah, i' setz mei' Schlafhaub'n auf!"
So hat er früher g'sagt, der Alt', "Geh' mir nur koaner 'rauf!"
Und iatzt? iatzt is eahm liaber so. iatzt hat er all'weil Leut,
Wallberger kemma massenhaft, Dös macht eahm erst a' Freud!
Und gar am letzttn Tag im Jahr, da bild't er si' was ei' - :
Weil er so weit im Land 'rumsiecht, Derf er der Erste sei'.
Der 's 'nausruaft weit, gar mächti' weit, Aufrichti', herzli, wahr:
"I' wünsch' Enk, meine liab'n Leut, A' glückselig's Neu's Jahr!"
A guat's neu's Jahr!
Viel Glück und Seg'n!Froh schlagt mir heut mei' Herz.
Mei' Glückwunsch, der is kurz und guat,
Den schick i' himmelwärts!
Und seid's aa' no' so weit von uns,
Mei' Glückwunsch find't enk do',
I' woaß scho', wiar i's heuer mach':
I' schaff's die Sterndln o'.
Drum bleib' i' am Sylvesterab'nd
Ganz g'wiß im Bett net drinn. -
I' geh' am Wallberg, weil i' da
Dö Stern am nächsten bin.
Und sag': "Ös, meine liab'n Stern',
Geh', grüaßt's mir uns're Leut
In Wean, in Münka, wo s' halt san,
Es is mir koaner z'weit.
Wallberger san in dera Nacht
Dö mehran auf de Füaß,
Dö seg'n dann, wenn's ös recht schö' leucht's,
Viel tausend schöne Grüaß!
Und iatzt, ös liabe Sterndln, gel',
Leucht's nur recht hell und klar,
Richt's aus, was i' enk o'g'schafft hab':
Viel Glück im neuen Jahr!"
Herzliches Prosit Neujahr 1909
Die Berge schimmern hell beschneit,
Wie Silber glänzen Feld und Flur,
Mit einem weißen Feierkleid
Schmückt sich die herrliche Natur.
Der Wallberg glüht im abendlicht,
Der See ist ruhig, still der Hag. -
Kennt ihr dies ernste Schweigen nicht?
Es ist des Jahres letzter Tag.
Doch zappelnd in der Wiege liegt
Als Bürschlein schon das neue Jahr,
Und ist so lustig und vergnügt,
Wie es vorher das alte war.
Was soll der Knirps auch ander's tun,
Jung, wie er selbst, scheint ihm die Welt.
Es kommt die Zeit, um auszuruh'n,
Erst, wenn er hat sein Feld bestellt.
Drum laßt ihn zappeln, wie er mag,
Und singen, jodeln, wie 's ihn freut,
Es kommt ja doch manch' schlechter Tag
Und wohl auch manche schlimme Zeit.
Do laßt uns hoffen immerdar
für uns und unsre Wallbergfreund',
Daß auch die Sonn im neuen Jahr
Uns allen froh und glücklich scheint!
L.U.