Wiener Wallberger
Die Wallberger Verein zur Erhaltung der Volkstrachten in den Alpenländern Wien
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Chronik zum hundertjährigen Vereinsjubiläum 1894 - 1994
100 Jahre "Die Wallberger"
Verein zur Erhaltung der
Volkstrachten in den Alpenländern,
Wien
Chronik zum hundertjährigen
Vereinsjubiläum
Vorwort des Verfassers
Als ich mich vor etwa zwei Jahren bereit erklärte, eine Vereinschronik zu verfassen, ahnte ich nicht, daß ich eine solche Vielzahl von interessanten Dokumenten zu lesen bekommen würde. Ich hatte zwar einige Seiten Maschinenschrift von Herrn Schindler und eine kleine, gedruckte Broschüre vom Beginn unseres Jahrhunderts, aus denen später ausgiebig zitiert wird, und etliche einzelne Dokumente ebenfalls aus der Zeit um die Jahrhundertwende, sowie eine Handschrift von Herrn Payer, wurde jedoch erst später auf der Wallbergerhütte fündig: ein ganzer, großer Rucksack voll mit Protokollbüchern, Ausflugsbüchern und "Verhandlungsschriften", Theaterprogrammen und Musiknoten wurde von meinem Gatten ins Tal getragen. In der Zwischenzeit habe ich Kurrentschrift lesen gelernt und mich in die vielfältigen Aufzeichnungen über Anekdoten bei Wanderungen und beim Hüttenbau, in Mitgliederverzeichnisse, Zeitungsausschnitte, in Vorbereitungen zu einer Vielzahl von Aufführungen und Veranstaltungen, Berichte über die Streitigkeiten und Einigungen zu Bewäktigung von Problemen hineingebissen.
100 Jahre Vereinsgeschichte spiegeln zwar 100 Jahre allgemeine Geschichte wieder, 100 Jahre Vereinsgeschichte zu beschreiben heißt jedoch zugleich, die Hoffnungen, Zielsetzungen, Lebensinhalte von mehreren Generationen von Vereinsmitgliedern wiederaufleben zu lassen. Es erschien mir deshalb wichtig, jene Fakten auszuwählen, die einerseits wichtige Entwicklungsschritte markieren, andererseits zeigen, wie der Verein von seinen Mitgliedern und ihrer Begeisterung getragen wurde.
Anna Zwieb
Grußworte des Ehrenvorstandes Maximilian Weinberger
Als einer der ältesten Wallberger, der dem Verein schon angehört hat, als noch fest "geplattelt" und Theater gespielt wurde, als Samstag für Samstag die Mitglieder auf der Wallbergerhütte anmarschierten, um an den Wochenenden Hunderte Wanderer zu betreuen, blicke ich auf einen winderschönen Abschnitt meines Lebens als "Wallberger" zurück. In der schlechtesten Zeit der Dreißigerjahre wurden wir, meine damalige Freundin und jetzige Gattin, Anna, von meinem Onkel, Herrn Ludwig Schindler, der schon lange aktives Vereinsmitglied gewesen war und mit zu den Gründern der Hütte und zu einem der eifrigsten Wanderer gehörte, auf der Wallbergerhütte eingeführt. Als Gäste mußten wir sogar noch in einer Sylvesternacht im Tiefschnee - den es damals in der Umgebung Wiens noch gab - zum "Schmatzbauern" aufs Heu schlafen gehen. Zwei Jahre hieß es mitarbeiten. So streng waren damals die Sitten. Doch wir kamen mit Begeisterung zum Verein, war er doch eine Gemeinschaft von aktiven, immer zu Späßen aufgelegten, uneigennützigen, naturverbundenen Menschen. Als Schuplattler und Tänzer, als "Schauspieler" bei den Theateraufführungen, als Kellner und Schankwirt auf der "Hütte" und bei gemeinsamen Wanderungen habe ich viele schöne Stunden mit dem Verein verbracht. Von unseren mehr als 80 Lebensjahren waren meine Frau und ich mehr als 50 Jahre mit Leib und Seele "Wallberger".
Leider sind im Zuge der Zeit die meisten der ehemaligen Vereinsaktivitäten nicht mehr durchführbar. Trotzdem ist der Verein, wenn auch unter veränderten Zielsetzungen, aktiv geblieben. Daß es dies bleiben möge, wünsche ich allen "Wallbergern" zur 100 Jahrfeier des Vereins für die weitere Zukunft: Treu dem guten alten Brauch. G'sundheit!
M. Weinbauer
Vorwort des Vorstandes Walter Rosignal
Die "Wallberger" blicken auf hundert Jahre Vereinsgeschichte zurück: das heißt auf hundert Jahre im Wandel der europäischen Geschichte. Als der Verein gegründet wurde, lag sein Sitz in der k.u.k. Donaumonarchie. Bayern dessen Tracht gewählt wurde, war ein Teil des Zweiten Deutschen Reiches, mit Österreich verbunden durch die Heirat Elisabeths mit Kaiser Franz Josef. Die in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts entstandenen Nationalitätenprobleme innerhalb des Habsburgerreiches waren sicherlich mit ein Anlaß zum Besinnen auf Volkstum und Brauchtumspflege gewesen. Der Verein nannte sich deshalb auch "Die Wallberger" - Verein zur Erhaltung der Volkstrachten in den deutschen Alpenländern zu Egern-Rottach am Tegernsee und Wien. Die spätere Gründung des Brünner Zweigvereins zeigt eine ähnliche Verbundenheit mit der Tradition. Sowohl nach dem Zusammenbruch der Monarchie, als auch im Zusammenhang mit dem Erstarken des Nationalsozialismuns, mußte der Verein immer wieder betonen - und dies ist in den Protokollbüchern sogar dick unterstrichen - daß die "Wallberger" als unpolitische Gruppe Volkstrachten, Volkstanz, Bauerntheater und alpines Wandern als Vereinsziele sahen. Der Vorstand H. Bielz erklärt. " daß der Verein die "Wallberger" schon seit der Gründung als unpolitischer Verein geführt wurde und weitergeführt wird" und "ersucht die Mitglieder, sich innerhalb des Vereins jedweder politischer Äußerungen oder Betätigungen zu enthalten." Im Jahre 1921 tritt der Verein aus diesem Grund aus dem "Gauverband" aus, lehnt einstimmig die Mitwirkung beim Festzug des deutschen Schulvereins, der den Anschluß an Deutschland propagiert, ab.
Im kritischen Jahr 1934 löst er das Zweigverhältnis zum Stammverein und nennt sich nur mehr "... zu Wien". Selbst während der Zeit des Zweiten Weltkrieges gelang es dem Verein, sich seine Selbständigkeit und Unabhängigkeit zu bewahren.
Die geschichtlichen Ereignisse gingen natürlich nicht spurlos am Verein vorüber. In beiden Weltkriegen mußten Mitgliederverluste bedauert, die Vereinsaktivitäten weitestgehend eingeschränkt werden. Dennoch hatten sich selbst in den schwierigsten Zeiten immer wieder Mitglieder gefunden, die das Vereinsleben aufrecht erhielten.
1949 wurde dem Verlangen der Vereinsbehörde einstimmig nachgekommen und der Name auf "Die Wallberger" Alpiner Verein zur Erhaltung der Volkstrachten in den Alpenländern, Wien geändert. Auch konnte die Vereinsleitung beglaubigen lassen, daß sie nicht unter das NS-Gesetz falle. Damit war das Weiterbestehen des Vereins gesichert. Es waren nicht politische Ereignisse, die das Vereinsleben veränderten, sondern eigentlich die Veränderungen in wirtschaftlicher, verkehrstechnischer und kultureller Weise während der 50er und 60er Jahre, die dazu führten, daß ab Mitte der Sechzigerjahre weder Bauertheater noch Schuhplatteln, leider auch nicht sosehr der Sonntagsausflug in den Wienerwald zu den Vergnügungen der Wiener zählten, sodaß der Verein siene diesbezüglichen Aktivitäten immer mehr und mehr einschränken mußte. Hartnäckig und zäh wie die "Wallberger" immer schon waren, widerstand der Verein jedoch allen Auflöungstendezen. Auch wenn nicht mehr "geplattelt " wird und die Originaltracht nur mehr von wenigen Mitgliedern getragen werden kann (zum Teil sind da auch Banalitäten wie Veränderungen in den Körperproportionen mit Schuld), wir hängen aneinander und pflegen Geselligkeit in anderer Form als es die "alten" Wallberger taten.
Unsere neuerlich erstarkenden Kontakte zum Tegernseer Stammverein lassen uns zwar neidisch auf die flotten Tänze und feschen Trachten blicken. Allerdings sind wir uns der unterschiedlichen kulturpolitischen Situation in der Großstadt einerseits und der lebendigen Tradition der "Trachtler" in Egern-Rottach andererseits bewußt.
Die Vereinszugehörigkeit ist für uns alle ein bißchen wie eine Familienbande. Manche von uns, wie ich zum Beispiel, sind tatsächlich im Verein aufgewachsen, auf der Wallbergerhütte großgeworden, in einer großen Familie eingebunden.
Inzwischen fühlen sich sicherlich auch die "neuen" Mitglieder bereits als Teil dieser Familie und übernehmen und verändern Traditionen, wie dies in jeder Familie geschieht.
In diesem Sinne möchte ich für die Zukunft des Vereins das wünschen, was man allen Familienmitgliedern immer wünscht: G'sundheit"
Rosignal Walter
Chronolgie der Vereinsgeschichte
1893 | Gründung der Tischgesellschaft "Die Wallberger", Sitz: Hotel König v. Ungarn, Wien |
1894 | Gründung des Wiener Vereins "Die Wallberger" Verein zur Erhaltung der Volkstrachten in den deutschen zu Egern-Rottach am Tegernsee und Wien / erste Vereinsleitung: Theodor Lindau. Obmann; Ludwig Rothmayer, Schriftführer: Adalbert Olischer, Kassier und Tanzleiter |
1895 | als Mitglied Frl. Niese. Schauspielerin / 2.März: Mitwirkung im Raimundtheater "Almenrausch und Edelweiß" von H. Neuert |
1898 | Volkstrachten Wettbewerb / 5. Februar 98: lobende Anerkennung für die Tegernseer Tracht |
1903 | Fusionierung mit dem Volkstrachtenverein "D´Tegernseer" / 20.August: gemeinsame außerordentliche Generalversammlung |
1904 | 21.9. Festversammlung in Festtracht anläßlich des Beitritts Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit durchlauchtigsten hochwürdigsten Herrn "Erzherzog Eugen" als Stifter / 16. Oktober 10jährige Bestandsfeier / davor am 15. Oktober: Empfangsabend für die "Wallberger" aus Egern-Rottach |
1905 | Beschluß über Hochzeitsgabe von je 100 Kronen an Hochzeitspaare in Ischl, Tragöß, Schladming bei Heirat in ortsüblicher Tracht und Bedürftigkeit |
1906 | 12. Gründungsfest am 6. Oktober |
1907 | Antrag der Vereinsleitung zur Weihnachtsbeteiligung in St. Kathrein am Hauenstein im Einvernehmen mit Peter Rosegger. Korrespondenz darüber mit Peter Rosegger aus den Jahren 1908. 1909. 1910 erhalten. |
1908 |
Gründung des Zweigvereins "Die Wallberger" in Brünn |
1919 | 4. Oktober: 25. Gründungsfest im Antonius-Saal, Dreher Park in Meidling |
1920 | 30. Juli, 1. August: Alpine Tänze vorgeführt am Neuen Wiener Rathausplatz / 5. August: Mitwirkung beim Ersten großen Hubertustag in Ober St. Veit, Hubertushof |
1921 | 20. Februar: 25. Wallberger-Tanz. Katharinenhalle. Dreher Park |
1922 | Gründung der Theatergruppe |
1930 | Errichtung der Wallbergerhütte am Roppersberg |
1931 | Mitwirkung der Theatergruppe bei dem Schauspiel "Rosse" von Billinger am Wiener Burgtheater / Erweiterung der Wallbergerhütte |
1933 | 2. Erweiterung der Wallbergerhütte |
1927-37 | 27 Aufführungen von Volksstücken durch die Theatergruppe im Josefssaal, Wien 8 (heute: Englisches Theater) |
1938 | Ehrenvorsitzender Carl Schmidhuber wird kommisarischer Leiter. Die Eingliederung des Vereins in den deutschen Alpenverein kann verhindert und die Unabhängigkeit und Selbständigkeit des Vereins während der NS-Zeit bewahrt werden. |
1940 | 10jähriges Bestehen der Hütte, Anbringung einer Gedenktafel für die Gründer |
1940-43 | Sonnwendfeiern auf der Wallbergerhütte, Aufrechterhaltung des Hüttenbetriebs auch während der Kriegsjahre |
1945 | Weiterbewirtschaftung der Hütte durch die Mitglieder, starkes Ansteigen der Ausflügler an Wochenenden |
1948-55 | Jährliche Aufführungen von Volksstücken, meist im Theatersaal bei der Pfarre Maria vom Siege, Wien 15. / Faschingskränzchen, Krampuskränzchen |
1948 | Tanz auf der Alm unter Mitwirkung des Musikvereins Laab im Wald |
1949 | 30. März: Beschluß der Vollversammlung zur Statutenänderung und Namensänderung: Verein "Die Wallberger" / Alpiner Verein zur Erhaltung der Volkstrachten in den Alpenländern / Veranstaltung der Wolfsgrabner Feuerwehr auf der Wallbergerhütte |
1950 | Treffen des Volksgesangsvereins Prof. Dr. Kotek / Herbstfest zur 20 Jahrfeier der Hütte |
1951 | Maifeier der Wiener Volkstanzgruppen |
1952/53 | Internationales Naturfreunde Treffen auf der Wallbergerhütte mit regem Besuch |
1953-54 | Wassernot auf der Wallbergerhütte |
1954 | 2.11.: Besuch der Egern-Rottacher Wallberger auf der Wallbergerhütte anläßlich der 60 Jahrfeier des Vereins |
1955 | 4.9.: Hüttenfest. Feldmesse mit Prälat Dr. Wildenauer, "Deutsche Messe" gesungen vom "Engelbergbund", Ständchen der Laaber Musikkapelle, ca. 3500 Anwesende Tanzaufführungen durch Vereinsmitglieder: Schuhplattler und andere Volkstänze |
1957 | Gründung einer "Lichtgemeinschaft der Bewohner des Rappersberges", Einleitung des elektrischen Lichtes auf der Wallbergerhütte / 14.9.: Lichtfest |
1957/58 | /59 Bergturnfeste des Österreichischen. Turnerbundes / Weihmachtsfeiern der Sektion Edelweiß des Österr. Alpenvereins auf der Wallbergerhütte / Silvesterfeiern der "Wallberger" |
1960 | 15.5.: Übernahme des Hüttenbetriebs durch den Pächter, Herrn Ströbinger |
1962 | 15.5.: Kündigung des Pachtvertrages. Fam. Strohmayer als neue Pächter |
1965 | 4.7.: Schließung des Gastbetriebes auf der Wallbergerhütte |
1967-69 | ab nun Nutzung der Hütte durch die Mitglieder für Urlaube, Wochenenden und Feste |
1970 | 27.10.: Feier zum 40jährigen Bestand der Wallbergerhütte |
1972-75 | Rückgang des Besuchs auf der Hütte, Zwei Einbrüche im leer stehenden Haus |
1978 | Überlegungen zur Auflösung des Vereins |
1980 | 50-Jahrfeier auf der Wallbergerhütte mit Tombola und Festveranstaltungen |
1984 | Pläne zur Neugründung einer Tanzgruppe scheitern |
1988 | Pfingstreise nach Egern-Rottach zur Wiederaufnahme der Kontakte mit den "Wallbergern" / Oktober Wiederaufnahme der jährlichen Herbstfeste auf der Wallbergerhütte |
1989 | 9.9., 10.9.: Teilnahme an den 100 Jahr Feierlichkeiten des Egern-Rottacher Vereins durch eine Delegation des Vereins, Beteiligung am Festzug / 4.6.: Ausflug zum Stausee Ottenstein / 15.10: 95-Jahrfeier bei einem "Weinlesefest" auf der Hütte |
1990 | 20.4.: Tegernseer "Wallberger" aus Egern-Rottach in Wien / 21.4.: Besuch auf der "Hütte", Tanzaufführung durch die Gäste |
1991 | Pfingsten: Ausflug nach Achenkirch/Tirol, Besuch der "Wallberger" in Rottach-Egem. Tanzabend in der "Wallbergerhütte" am Tegernsee |
1992 | Besichtigung des Freilichtmuseums in Stübing. Steiermark |
1993 | Ausflug nach Retz und zur NÖ Landesausstellung "Die bürgerliche Familie" / Herbstfest auf der Wallbergerhütte |
Die "alten " Wallberger
aus den ersten Jahrzehnten des Vereins
in ihren wunderschönen Trachten
Kurzgefaßte Darstellung der Entstehung und Wirksamkeit des ergebenst unterzeichneten Vereines
Am 25. März 1911 wurde ein handschriftliches Dokument vom 1. Vorstand des Vereins mit dieser Überschrift angefertigt. Darin werden die Gründe für die Entstehung des Muttervereins in Rottach-Egern und dessen Zielsetzungen und Wirkungsweise festgehalten, die dem Wiener Verein als Vorbild dienten.
"Schon vor mehr als dreißig Jahren sahen einige weitblickende Männer mit ernster Betrübnis, wie die farbenprächtigen formenreichen und gediegenen Volkstrachten, die schönen Volkssitten und Gebräuche der biederen Einwohnerschaft der deutschen Alpenländer durch den alles modernisierenden Zug der neueren Verkehrsverhältnisse immer mehr verschwinden.
...Der Gebirgler war wohl seiner gediegenen Kleidung entfremdet, seiner guten herkömmlichen heimischen Volksideale beraubt, erhielt dafür aber nur sehr minderwertige neuzeitliche Ansichten und Wirre - städtisch sein sollende Lehren und Begriffe, die seinen festen Glauben, seine reine Treue zu den schönen Überlieferungen seiner Vorfahren vergifteten.
...Diesem Verfall... sollte Einhalt geboten werden, so weit es anging. Das Heil sollte in der Bildung von Abwehr-Vereinen gesucht werden.
So entstanden die Vereine zur Pflege der Volkstrachten, der Vo1kssitten und Gebräuche.
Als einer der ersten derartigen Vereine gründete sich vor 26 Jahren der Stammverein des ergebenst unterfertigten Vereines "Die Wallberger" Verein zur Erhaltung der Volkstracht in Egern-Rottach am Tegernsee (sogenannt nach dem am Fuße des Tegernsees aufragenden Wallberg). Dieser Gründung folgten viele gleichartige Vereine in Bayern, Tirol, Salzburg, Kärnten usw.
Dieser so vielen ähnlichen Vereinen als nachahmenswertes Vorbild dienende Verein zählt heute gegen 900 Mitglieder, hat Zweigvereine in Wien, Brünn und Leipzig und findet in den hervorragendsten politischen. finanziellen und künstlerischen Kreisen Münchens eine anerkennenswerte, tatkräftige Förderung." (Wie sich die hier angegebenen 26 Jahre mit der Tatsache vereinen lassen. daß der Egern-Rottacher Verein urkundlich im Jahre 1889 gegründet wurde, bleibt rätselhaft.)
Gegen Ende dieser Handschrift wird darauf Bezug genommen. warum es gerade der städtischen gutbürgerlichen Gesellschaft ein Anliegen war. Originalität. Heimatglück und Erhaltung des Brauchtums zu fördern. Es gelang dadurch nicht nur in verschiedenen Alpengegenden das Tragen der ortsüblichen Tracht zu fördern und dadurch zugleich den Fremdenverkehr zu fördern, den ansässigen Gewerbetreibenden geschäftlichen Nutzen zu verschaffen, sondern auch in Wien und in verschiedenen Kronländern durch die Veranstaltung von Festen der "Geschäftswelt ein schönes Stück Geld" verdienen zu lassen und "einen mächtigen Fremdenzuzug zu bewirken."
Es wurde also bereits damals der Wert, den die Erhaltung von Brauchtum für den Fremdenverkehr hat, erkannt. Es wurde speziell darauf verwiesen. daß "der Fremdenbesuch unseren Alpen Nutzen bringen sollte, wie ihn die Schweiz beispielsweise schon seit Menschengedenken besitze".
In einer gedruckten Kurzchronik. "Die Wallberger", Entwicklung und Wirksamkeit des unterzeichneten Volkstrachten-Vereins, Buchdruckerei Zeininger, Wien VIII. o. J., die sich weitgehend an den Wortlaut der Handschrift hält, wird weiter ausgeführt, weshalb gerade in Wien ein bayrischer Trachtenverein etabliert wurde.
Drei der Hauptgründe waren:
"die unvergeßliche Landesmutter weiland Kaiserin Elisabeth war eine bayrische Prinzessin",
steirische oder sonstige landesübliche Trachten waren bereits stark in Wien durch Vereine vertreten,
die oberbayrische Tracht wurde als einzige zum Schuhplattler-Tanz passende als unerläßlich angesehen.
Der eigentliche Anlaß war folgender gewesen:
1893 waren einige müde Bergwanderer aus Wien bei einer Wanderung durch Tirol und Bayern im Gasthof Bachmair in Egern am Tegernsee zu einem Plattlerabend des dortigen jüngst gegründeten Vereins gekommen. In einer Vereinschronik der Tegernseer Wallberger heißt es, Wiener Kaufleute hätten in den Jahren 1890-95 die jungen "Wallberger" bei ihren Festen in Enterrottach gesehen, während sie zur Kur in Wildbad Kreuth weilten. Nach ihrer Rückkehr nach Wien konstituierte sich in Wien im Restaurant "Weingartl" am Getreidemarkt die Tischgesellschaft "Die Wallberger". Zu Weihnachten 1893 war es wieder eine Wanderung, diesmal auf die Rax, die Anlaß zum Beschluß gab, die Tischgesellschaft in einen Verein umzuwandeln. Sieben Männer und drei Frauen gründeten im Jahre 1894 den Verein "Die Wallberger" Verein zur Erhaltung der Volkstrachten in den deutschen Alpenländern zu Egern-Rottach am Tegernsee und Wien, "der obwohl vollkommen selbständig, sich dennoch nach dem gleichnamigen Verein am Tegernsee richtete und dessen bewährtem Ziele nachstreben sollte."
Die Gründer waren:
Magdalena Guschlbauer,
Josefine Mesenich,
Wicki Koch,
Franz Jami,
Max Klima,
Theodor Lindau,
Hugo Mesenich,
Gottfried Oberholzer,
Adalbert Olischer (s. Bild),
Lambert Schmidt.
Das heute noch bestehende Vereinsmotto heißt seit der Gründung:
Treu dem guten alten Brauch.
"Nun galt es, die alten eigenartigen Weisen der Bauernmusik für diese steirischen und oberbayrischen Tänze zu erforschen, zu sammeln, was ebenso schwierig wie zeitraubend und kostspielig war. Kaum waren alle diese mühevollen und entscheidenden Fragen gelöst und die alten Tänze mit Opfern an Zeit und Geduld lobenswert geübt, wurde daran geschritten, diese Errungenschaften der Allgemeinheit wiederzugeben."
Es wurde nicht nur der Schuhplattler gepflegt, sondern auch der steirische Figurenlandler. Getanzt wurde zur Musik einer eigenen Kapelle, auch eigene Weisen wurden für den Verein komponiert. Bei Veranstaltungen, die wohltätigen und gemeinnützigen Zwecken dienten, wurden diese Tänze unentgeltlich aufgeführt. Schon im Jahre 1894 konnte der Verein als erster Volkstrachten-Verein in Wien öffentlich mitwirken. Bis in die 30er Jahre nahm der Verein an mehr als 200 Veranstaltungen teil, bei manchen als einzige Schau- und Zugnummer, zum Teil eben mit der eigenen Kapelle.
Besonders stolz waren die Mitglieder auf die Teilnahme am Frühlingsfeste am 12. und 13. Mai 1900. Dabei fanden die Aufführungen den größten Beifall und Ihre Hoheit Frau Erzherzogin Marie Josepha geruhte, die Mitglieder der Tänzergruppe durch "eine huldvolle Ansprache" auszuzeichnen. Bei großen Volkstrachtenfesten in den verschiedenen Kronländern zeigten sich die Erfolge "jahrelangen und weltausgreifenden Arbeitens zur Erhaltung der alten Volkstrachten". Im Jahre 1905 war dem Ehrenvorsitzenden Herrn Karl Schmidhuber für sein Wirken auf diesem Gebiete vom Ministerium für Inneres Dank und Anerkennung ausgesprochen worden. Zwei Jahre später tanzte die Gruppe vor Seiner Hoheit dem Herrn Erzherzog Ferdinand Karl und bekam eine goldene Medaille überreicht. 1908 wirkten sie beim Kaiserhuldigungsfestzug mit. 1910 bei der Internationalen Jagdausstellung, 1911 beim Internationalen Tanzmeister Kongress in Wien.
Der Verein unterhielt Beziehungen zu einer Vielzahl ähnlicher Vereine und wirkte bei deren Kränzchen und anderen Festen durch Tanzaufführungen mit, z.B. beim mehrtägigen Arkadenfest des neu eröffneten Wiener Rathauses, beim Eisenbahner Männergesangsverein, beim Schubertbund, beim Verein der Tiroler in Wien, dem Alpenklub, der Gesellschaft "Alpenfreunde". der alpinen Gesellschaft, D'Reichensteiner, der alpinen Gesellschaft D´Holzknecht, den "Weichtalern", D´Wildschützen", den "Voitstalern", D´Schuhplattler, dem Verein deutscher Touristen in Brünn, dem Verein D´lustigen Kraxler", dem Österreichischen Touristen Klub, und eine Reihe anderer.
Zugleich erfüllte der Verein karitative Zwecke. Es wurden im Salzburgischen und Steirischen, sowie in Niederösterreich Trachten für arme einheimische Ehepaare gestiftet, bzw. Brautpaaren, die in landesüblicher Tracht heirateten, ansehnliche Ehrengaben in Bargeld überreicht. Durch Zeitungsartikel und ein Dankschreiben von Peter Rosegger dokumentiert ist auch die jährliche Beschenkung von armen Schulkindern in Roseggers Waldheimat, in St. Kathrein am Hauenstein. Die Kleidungsstücke für die Kinder wurden von ansässigen Gewerbetreibenden hergestellt, so daß auch geschäftlicher Nutzen für die Region gezogen werden konnte.
Die jährliche Weihnachtsbeschenkung wurde bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges durchgeführt.
Der Verein hatte nicht nur eine Tanzgruppe, sondern auch eine Theatergruppe und eine Wandergruppe. Es wurden ländliche Stücke, z.B. solche von Anzengruber oder Ganghofer, aufgeführt. Die Tanzgruppe fuhr auch zu Aufführungen in Oberbayern, Salzburg, Brünn, Krems, Graz u. a. Orten. Obwohl die Anzahl der Mitglieder in den Annalen als gering bedauert wird, zählte der Verein doch zu einem der führenden Trachtenvereine in Wien. Die geringe Mitgliederzahl wird so erklärt: die Tänze seien schwierig, brauchten Kraft, Geschicklichkeit, Ausdauer und Begeisterung.
Die Mitglieder waren auch begeisterte Wanderer, war es ja die Wanderlust gewesen, die der Gründung des Vereins Anlaß gegeben hatte. So tauchte etwa 1927 die Idee auf, in der Umgebung von Wien eine Schutzhütte zu bauen. Nach mehreren erfolglosen Erkundungen wurde der Grund auf dem Roppersberg, zwischen Laab im Walde und Wolfgraben gelegen, erworben. 1930 konnte die Hütte erbaut und in den beiden folgenden Jahren erweitert werden. Sie wurde für die Ausflügler aus Wien schon bald zu einem beliebten Wanderziel. Die Mitglieder betreuten die Hütte und bewirteten die Ausflügler in uneigennütziger und aufopfernder Weise, teilweise sogar während der Kriegszeit.
Im Laufe der Nachkriegsjahre nahm das Interesse an Brauchtumspflege weitgehend ab. Der "gute. alte Brauch" des Vereinsmottos bezog sich mehr und mehr auf ein gemeinsames Bewirtschaften der Wallbergerhütte am Roppersberg, zu der an manchen Wochenenden, z.B. an den Osterfeiertagen, mehr als tausend Besucher kamen.
Ab 1960 mußte die Hütte in Pacht gegeben werden. In diesen Jahren ließ jedoch die Ausflugsfreudigkeit der Wiener in die nähere Umgebung stark nach. Der Pachtbetrieb stellte sich bald als unrentabel heraus. Die Hütte dient daher seit 1965 als Erholungsstätte für Vereinsmitglieder.
Die Theatergruppe war bis in die 50er Jahre tätig und spielte unter anderem in dem heute renovierten Theatersaal in der Josefsgasse im 8. Wiener Gemeindebezirk, dem ehemaligen Lehrerhausvereinssaal.
Das gemeinsame Wandern der Mitglieder wurde im Zuge der Zeit zu einem gemeinsamen Fahren. Unter dem Obmann Viktor Payer entstand in Zusammenarbeit mit Willi Fritz eine neue Tradition. Jährlich werden nun Ausflüge zu interessanten Veranstaltungen. wie z.B. zu Landesausstellungen oder zum Freilichtmuseum in Stübing bei Graz unternommen. Auf der Wallbergerhütte wurde die Tradition der Hüttenfeste im Frühjahr und Herbst wieder erneuert. Besonders erfreulich war, daß der Verein auf der Hütte die Egern-Rottacher Wallberger wieder begrüßen konnte, da die nach den 50iger Jahren unterbrochenen Kontakte durch gegenseitige Besuche seit 1988 wieder aufgelebt waren.
Daß es immer noch möglich ist. Gäste auf der Hütte zu begrüßen und die Hütte in einem tadellosen Zustand ist, verdankt der Verein in höchstem Maße der unermüdlichen Tätigkeit des Hüttenwartpaares Grete und Walter Wiehe (siehe Bild).
Die Vorstände der Wallberger
1893 | Mesenich Hugo (Leitung der "Tischgesellschaft" |
1894-1898 | Lindau Theodor |
1899-1901 | Klima Max |
1902-1908 | Schmidhuber Karl |
1909-1910 | Mayer Franz |
1911 | Marschall Otto |
1912 | Klima Max |
1913-1916 | Hacke Karl |
1916-1918 | Stellvertr. Wanka Johann |
1919-1921 | Olischer Adalbert |
1922-1925 | Prakesch Josef |
1926-1935 | Bielz Viktor Michael |
1936-1948 | Bauer Josef |
1949-1961 | Moravec Richard |
1962-1974 | Weinbauer Maximilian |
1975-1991 | Payer Viktor |
1992- | Rosignal Walter |
... und was hatte sich nun im einzelnen alles ereignet in der langen Zeit?
100 Jahre Vereinsaktivitäten
Wie schon erwähnt, waren die Mitglieder vielseitig: Tanzen, Wandern, Theaterspielen, Hüttenbewirtschaftung, und karitative Tätigkeiten gehörten zum Vereinsalltag. Dies alles zu beschreiben, könnte Bände füllen. Hier nur einige Details, die sich aus den vielen Protokollbüchern und Ausflugsbüchern, die in feingestochenen Handschriften abgefaßt und mit Bilder versehen sind, entnehmen ließen.
Von Tänzer und Tänzerinnen
Schon aus den ersten Jahren nach der Vereinsgründung ist ein Dokument vorhanden, in dem die Regeln für den "Tanz=Cours" festgehalten werden. Es herrschen strenge Sitten. Die ausübenden Mitglieder durften nur für den Verein auftreten, mußten sich eine Tracht anschaffen, hatten regelmäßig zu erscheinen und sich den Anordnungen des Tanzleiters zu fügen. Auch mußten sie sich verpflichten, bei Austritt aus dem Verein nirgends anders beizutreten oder einen Tanzkurs zu gründen.
Von Beginn an traten die Wallberger öffentlich auf, u.a. erhielten sie Unterstützung von der Gemeinde Wien durch den Vizebürgermeister J. Neumayer und den Gemeinderat Dr. R. Spannagl. Es gab wöchentliche Übungs- und Gästeabende. Eine Reihe anderer alpiner Vereine nahmen daran teil, wie z.B. D'Schuhplattler, Voitsthaler, D'Holzknecht, D'Älpler, D'Weichthaler, D'Reichensteiner, ebenso wie Besucher aus Tegernsee, ja sogar solche aus Brasilien (1911) und den USA. Die Gruppe nahm an verschiedenen Bällen anderer Vereine teil, organisierte aber auch selbst jährlich im Februar die "als vornehmes Familienfest bekannte Tanzveranstaltung" in alpiner Tracht und Touristenkleidung, den "Wallbergertanz", und im März den sog. "Nachkirtag", sowie Feste im Herbst und zu Silvester. Vom Samstag, dem 2. März 1895, ist ein Theaterzettel des Raimund-Theaters erhalten, auf dem die Mitwirkung der "Wallberger" bei der Vorstellung "Almenrausch und Edelweiß", einem oberbayrischen Charakter-Gemälde mit Gesang und Tanz von Hans Neuert, handschriftlich festgehalten ist, ebenso ein Programm einer Liedertafel des Männerchors der Firma Siemens und Halke, Wien, und das Programm zum Tiroler Jahrmarkt in den Blumensälen vom 7. u. 8. März 1896, wo Schuhplattler, getanzt von Mitgliedern des Volkstrachten-Erhaltungs-Vereines, als "Die Wallberger Bauernhochzeit" angekündigt wurden.
Des öfteren ist in den Protokollen aufgrund der strengen Tanzordnung von Unstimmigkeiten zwischen einzelnen Mitgliedern und dem Tanzleiter die Rede. Soweit aus Briefen ersichtlich, dürfte der Tanzleiter auch kurzzeitig aus dem Verein ausgetreten sein. Am 8.3.1904 wird dem Tanzleiter Adalbert Olischer vom Inhaber des Tanzinstituts in Wien 5, Wehrgasse 9, Herrn Alois Lahn, bestätigt, das Herr Olischer daselbst den "Ersten Alpinen Tanzkurs für Original Steirerländler, Tiroler und Bairische Schu8hplattler sowie sämtliche Alpenländer-Tanzweisen" am 17. Nov. 1903 eröffnet hat und mit besten Erfolgen weiter leitet. Die Unstimmigkeiten mit den Wallbergern einersseits und dem Gebirgsverein andererseit wurden aber beigelegt, der Verein bescheinigt Herrn Olischer größte Erfolge. 1911 erfolgte an ihn die Einladung des Tanzmeisterverbandes (3.4.11), seine "großartigen Ideen" beim II. Internationalen Tanzlehrerkongress am 18. Juli im Hotel Monopol zur Aufführung zu bringen. Die Wallberger nehmen mit folgendem Programm daran teil:
1. Original Bayrischer Schuhplattler "Unterberger",
2. Original Steirer Ländler,
3. Original Oberbayrischer Schuhplattler,
4. Original Alpiner Gegentanz v. A. Olischer,
5. Original Alt-Steirer Wickler.
Es wird dies der größte Erfolg. Sie erhalten den 2. Preis, was umso wertvoller erscheint, als der 1. Preis an eine professionelle Gruppe geht, nämlich an das Wiener Opernballet.
Die Hauskapelle der Wallberger wurde um die Jahrhundertwende von Herrn Chitra geleitet. In den 20er und 30er Jahren trat der Verein mit der Rupaner Hauskapelle auf. Es existieren Originalnoten von eigens für den Verein komponierten Märschen, vom 6.8.1926 "D'Wallberger", Marsch von Josef Brettschneider, und undatiert von Otto Illner ein Marsch "Die Wallberger" mit Trio zum singen und Pfeifen. Für die Übungsabende gab es auch Klavierspieler oder Zitherspieler.
Getanzt werden immer wieder Ländler, Neubayrische, der Gegentanz, Steirische Figurenlandler, der Bandltanz und Reifentanz. Schuplatteln, u.a. auch der "Watshentanz", war die besondere Stärke der Wallberger. Als besondere Attraktion wurde am 10.2.1929 der "Schäfflertanz" beim Bürgerball des Wiener 1. Bezirkes in den Blumensälen zugunsten der Armen aufgeführt, einstudiert vom Hof. Balletmeister Primmer aus München, woher dieser Tanz stammt. Entstanden war er zur Pestzeit 1517, als die Schäfflergesellen Buchsbaumreigen schwingend durch die Stadt zogen, um zu beweisen, daß Hunger, Angst und Not sie nicht unterkriegen konnten. 22 Tänzer mit roten Jacken, schwarzen Kniehosen, gelben Schurzfell und grüner Schlegelmütze, 2 Hanswurste, ein Fahnenträger und eine weibliche Figur, die "Gretl mit der Butt'n" (ein Bauernweib, das mit ihrer Eierbuttn den Schäfflern begegnet war), führten diesen traditionellen Tanz alle 7 Jahre in München auf.
Ein Volkstrachten Festzug im Prater, ein Frühlingsfest der Hausgehilfinnen, eine Veranstaltung des Wiener Volksbildungsvereins, Stöbergasse, jeder Anlaß zum Tanzen ist willkommen.
In der Nachkriegszeit bestand immer noch eine Tanzgruppe von ca. 12 Paaren unter der Leitung von Bertl Rieger, zuletzt assistiert vom jungen Hans Pauer. 1951 treten die Wallberger noch einmal öffentlich mit der Tanzgruppe auf, und zwar bei der Wohltätigkeits-Akademie in den Sophiensälen zugunsten der Lawinenopfer Österreichs, zusammen mit einer Reihe damals bekannter Unterhalter, Lisl andergast, Cissy Kraner, Lotte Lang, Maxi Böhm, Heinz Conrads, Theo Lingen, Hugo Wiener, Biron und Knapp, u.a. Drei Mal fuhr eine Abordnung nach Bayern und tanzte dort bei den Vereinsfesten mit, die Herren Moravec, Rieger, Lenhart und Weinbauer waren die Schuhplattler. Ebenfalls bis Mitte der 50er Jahre fanden noch die jährlichen "Kirta" statt, meist im Februar. Da der Besuch von Trachtenkränzchen abnimmt, die Kosten der Veranstaltungen jedoch steigen, wird dieser Brauch beendet. Die Tanztätigkeit des Vereins endet insgesamt, da den älteren Mitgliedern das Schuhplatteln immer beschwerlicher wird, das Interesse der Jugen an Volkstänzen mäßig bleibt. Der Bruch mit der Volkstumspflege als Abkehr von allem, was zu sehr an nationalsozialistisches Gedankengut erinnern konnte, wurde deutlich. Das Wiederaufleben der Trachtenmode als typisch "österreichische" Kleidung wurde erst ein Jahrzehnt später in alle Welt exportiert, Schuhplattln als besondere Touristenattraktion in vielen ländlichen Gemeinden wieder eingeführt. In Wien selbst konnte es nicht wieder Fuß fassen.
Tanzleiter:
1894-1902 | Adalbert Olischer |
1903-1904 | Hans Lebl |
1905-1906 | Franz Bösmüller jun. |
1907 | Hans Lebl |
1908-1911 | August Lorenz |
1911-1918 | Adalbert Olischer |
1919-1922 | August Lorenz |
1923-1924 | Adalbert Olischer |
1925-1926 | Anton Kschwendt |
1927 | Adalbert Olischer |
1928 | August Lorenz |
1929 Ende der Tanztätigkeit: | Rupert Rieger |
Unsere Schauspielertruppe
Theaterspielen lag den Wallbergern
ebenso wie das Tanzen im Blut
In der Ausschußsitzung vom 13. April 1922 regte Herr H. Lorenz an, eine eigene Theatergruppe zu gründen, und schon am 12. Dezember brachte die Gruppe "einige lustige Einakter mit bestem Erfolg zur Aufführung". Vom 15. Mai 1923 existiert eine Einladung zum 2. Theaterabend im Josefssaal des Leherhausvereins, Wien 7. Josefsgasse, die Bühne, die heute vom englischen Theater bespielt wird. Es stand "Der Hergottschnitzer von Ammergau" von Ludwig Ganghofer und Hanns Neuert am Programm.
Bis 1938 folgten jährlich zwei bis drei Aufführungen von Komödien aus dem bäuerlichen Milieu an derselben Spielstätte. Alle dürften große Erfolge gewesen sein, denn erst 1934/35 ist kurz in einer Ausschußsitzung von einer Klage über mangelde Einnahmen wegen schlechtbesuchter Theatervorstellungen die Rede, was ob der tristen finanziellen Lage der Bevölkerung nicht verwunderlich erscheint. Immer wieder gab es bei den Aufführungen, die von H. Lorenz, später von Richard Moravec oder Leopold Kammermayer geleitet wurden, Tanz und Musikeinlagen, letztere vom Zitherterzett der Brüder Jacobartl und Emil Novotny. Besonders beliebt als Tanzeinlage war natürlich der sog. "Watschentanz", aber auch Schuhplattler und andere alpine Tänze der Tanzgruppe des Vereins. Bereits in den ersten Vereinsjahren tanzten sie bei verschiedenen Theateraufführungen und geselligen Veranstaltungen mit, von Vereinsmitgliedern wurden Couplets vorgetragen und kleine Szenen aufgeführt.
Zum Eröffnugsabend am 5. Oktober 1901, der in den Ressourcesälen, Wien 1., Reichsrathstraße 3, stattfand, stand unter anderem eine "Alpenscene mit Gesang" v. F.L. Weber "Der Wilderer und sein Deandl" auf dem Programm, Gedichte in oberösterr. Mundart vorgetragen von C. Schmidhuber, ein Couplet, und eine burleske Scene "Erste, zweite und dritte Gallerie" oder das Theaterpuplikum von Pimperlhausen, nebst Aufführung von Schuhplattlertänzen.
Im Jahre 1902 hielt Carl Schmidhuber bei einem Unterhaltungssaal im Rittersaal "Zur goldenen Birne" in der Wiener Mariahilferstraße wieder Vorträge von Gedichten in oberösterreichischer Mundart, ein humanistisch geselliger Verein "Die Kletten" stellte Schillers "Bürgschaft" als Schattenspiel dar, und die komische Scene "Beim Bezirksgericht" von Carl Reiberger wurde vorgeführt. 1905 besuchten Mitglieder des Tegernseer Bauerntheaters einen Gästeabend des Wiener Vereins. Aus dem Jahre 1931 gibt es eine Aufzeichnung im Gästebuch über eine Lesung der Ganghofer-Thoma-Bühne aus Tegernsee.
Wie schon erwähnt, war der Reinerlös von etlichen Aufführungen wohltätigen Zwecken gewidmet, wie z.B. der Weihnachtsbeteiligung der St. Kathreiner Kinder. Aber auch auswärtige Aufführungen dienten zu solchen Zwecken. Am 1.11.1924 wurde Ludwig Ganghofers "Hergottschnitzer vom Ammergau" in Brünn an den Vereinigten Deutschen Bühnen zum 15jährigen Bestehen des Brünner Zweigvereins aufgeführt, der Erlös kam deutschen Studenten- und Schülerherbergen zugute. Dasselbe Stück wurde im Vereinsjahr 1923/24 und 1926 auch in Perchtoldsdorf erfolgreich aufgeführt.
Andererseits nutzten die Wallberger auch ihre Erfolge bei Tanz- und Theateraufführungen, um die eigene Vereinskassa aufzubessern. So wirkten sie im Raimundtheater bei dem Stück "Alles aus Liebe" und im Burgtheater in dem Drama "Rosse" von Richard Billinger mit, um den Hüttenbaufond aufzustocken.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Spieltätigkeit wieder aufgenommen. Die meisten Aufführungen fanden jetzt nicht mehr im Josefssaal des Lehrerhausvereins, sondern im "Immakulatasaal" der Pfarre Maria vom Siege, Wien 15., statt. Es wurden altbewährte Stücke in zum Teil neuer Besetzung aufgeführt, geleitet von Leopold Kammermayer oder Richard Moravec.
Die lange Liste der Aufführungen ist insbesondere deshalb zu bewundern, weil die Spieltätigkeit von den Mitgliedern ja neben ihrer Tanztätigkeit und später neben der Bewirtschaftung der Hütte ausgeübt wurde, und sie zugleich auch noch rege Wanderer und Schifahrer waren. Es schien, als wären sie nur so nebenbei auch noch berufstätig gewesen. Tatsächlich jedoch waren alle erfolgreiche Geschäftsleute, Angestellte, Beamte. In der Freizeit konnten sie nichts anderes als "Wallberger" gewesen sein. Sie waren voller Schwung: Gstanzlsingen, Gedichtvortragen, Musizieren und Späßemachen waren Vereinsalltag.
15.5.23 | Ludwig Ganghofer und Hans Neuert, Der Hergottschniter von Ammergau |
1.11.24 | Ludwig Ganghofer und Hans Neuert, Der Hergottschniter von Ammergau, Brünn |
5.1.27 | Georg Stöger, Der Gmoalump |
6.4.27 | Julius Pohl, Die Probenacht |
5.11.27 | Julius Pohl, Der Ehestreik |
3.4.28 | Philipp Weichand, Die verkaufte Braut |
4.5.28 | Ludwig Ganghofer, Der Jäger von Fall |
6.1128 | Julius Pohl, Die Probenacht |
5.3.29 | Max Werner, Die Blutprobe |
19.4.29 | Schmidt, Neuert, Im Austragsstüberl |
23.11.29 | Max Neal und Max Ferner, Der siebente Bua |
24.11.29 | Max Neal und Max Ferner, Der siebente Bua, Tullnerbach |
11.4.30 | Ludwig Anzengruber, Der G'wissenswurm |
4.11.30 | Julius Pohl, Die fünf Karnickel, Reingewinn für den Hüttenbaufond! |
13.12.30 | Max Neal, Das sündige Dorf |
17.3.31 | Julius Pohl, Der Narrenzettel |
16.4.32 | Max Ferner und Wilhelm Köhler, Die himmelblaue Bettstatt |
27.10.32 | Carl Costa, Bruder Martin |
10.11.32 | Julius Pohl, Der Ehestreik |
10.12.32 | Julius Pohl, Der Ehestreik |
16.2.33 | Max Neal, Das Loch in der Wand |
1.4.33 | Hans Dengel, Der Lausbua oder "Vetter Zacharias Absteigquartier": Jugendverbot! |
5.10.33 | Julius Pohl, Wer zuletzt lacht ... |
16.11.33 | Carl Carlweis, Das grobe Hemd |
8.2.34 | L. Meggendorfer, In Westenpfunzen nichts Neues |
20.4.34 | Karl Morre, 's Nullerl |
6.10.34 | Veri Geisenhofer, Die sündige Liab, Einakter und Aufführung alpiner Tänze zum 40jährigen Vereinsjubiläum |
7.2.35 | Franz Streicher, Die Bissgurn |
3.4.35 | Hans Naderer, Der lachende Dritte, mit Aufführungen von Schuhplattlertänzen |
3.10.35 | Karl Lingard, Die drei Seufzer |
14.11.35 | Franz Streicher, Der Erbhofbauer |
6.2.36 | Rudolf Brix, s'Jungfernweh: Jugendverbot! |
2.4.36 | Hans Dengel, Vetter Zacharias Absteigquarier |
1.10.36 | Hans Naderer, Die Roßkur |
21.10.37 | Emma Hodler, Der Liebeserwecker, Wohltätigkeitsveranstaltung zugunsten St. Kathrein |
17.3.38 | Franz Streicher, Das Verlegenheitskind |
26.10.49 | Max Neal, Das sündige Dorf |
26.4.50 | Julius Pohl, Der Ehestreik |
11.5.50 | Julius Pohl, Der Ehestreik |
9.5.51 | B. Rauchenegger, Der Amerika-Seppl |
24.10.51 | Anton Hamik, Der verkaufte Großvater |
14.5.52 | Emma Hodler, Der Liebeserwecker |
23.10.52 | Julius Pohl, Die fünf Karnickel |
23.4.53 | Julius Pohl, Wer zuletzt lacht ... |
27.4.55 | Die Ledigensteuer |
Oh Wandern, o Wandern
du freie Burschenlust!
da wehet Gottes Odem
so frisch in die Brust;
da singet und jauchzet
das Herz zum Himmelszelt:
Wie bist du doch so schön,
o du weite weite Welt!
Am abwechslungsreichsten sind natürlich die umfangreichen Wanderbücher des Vereins. Darin ist von den verschiedenen halbtags-, Ganztags-, Mehrtags- und Urlaubswanderungen die Rede, die allesamt so gut wie immer in einer "Schlußkneipe", wie sie schrieben, mit Gesang und Trank endeten. Es muß ein lustiges Grüppchen gewesen sein, das da im Wienerwald, auf der Rax und am Schneeberg, am Hochschwab, in Roseggers Waldheimat, im Salzkammergut, in Tirol und Bayern, ja sogar in der Schweiz und in den Pyrenäen wanderte. Es ist unmöglich, alle Wanderziele aufzuzählen, die die jeweiligen Gruppenführer anstrebten. Die Wanderungen wurden ordnungsgemäß im vorhinein ausgeschrieben, ja sogar in verschiedenen Touristenzeitschriften angekündigt. Selbst bei Regen, Nebel oder Schnee zogen sie los, übernachteten, wenn nötig, auf Heuböden oder in Schutzhütten. Manchmal mußten die Herren auch "bedauerlicherweise" bei den fußmaroden Damen der Gruppe zurückbleiben, was Anlaß zu lustigen Nachmittagen und Abenden gab.
Das erste Ausflugsbuch ist vom Jahre 1901 erhalten und beginnt mit einer Widmung von Franz Mayer:
"Ein Verein zur Erhaltung, zur Verbreitung der Volkstrachten, und guten alten Volkssitten und Gebräuche, in den deutschen Alpenländern, muß notwendigerweise auch selbst alpin sein! ... Wer nicht vom bittersten Fruste, bis zum übermütigsten Scherz, wie Freund und Bruder mit dem Alpenbewohner lebt, oder gelebt hat, wird nicht behaupten. daß er dieses kernige Volk verstehe. Darum "Auf Wallberger", zu frohen, fröhlichen Wandern im schönen deutschen Alpenlande."
(Franz Mayer)
Und die erste Wanderung führt am 1.September gleich von Rekawinkel an der Westbahn über die Wienerwaldwarte, Pfalzau, nach Pressbaum. Herr Klima schleppte ein Fäßchen Wein mit, das Wetter war herrlich, es herrschte größte Lust und Heiterkeit. Für 1 Krone konnte man direkt vom Fäßchen trinken, es gab gebratene Enten, Henderln, Würstchen, Fleisch, Obst gab's in Massen und ein Ball zum Fußballspielen war auch dabei. Der Tag war mit Tanzen und anderen Lustbarkeiten ausgefüllt. Am Sonntag darauf ging's nach Brunn-Maria-Enzersdorf im Süden Wiens und auf den Josefsberg. Es wurden sämtliche Bergrücken der näheren und weiteren Umgebung Wiens erwandert. Bald darauf wurden die ersten Hochtouren durchgeführt, z.B. eine Dreitageswanderung zur Überquerung des Hochschwabmassivs im Jahre 1908. Trotz Nebels und Mangel an Aussicht, heißt es, eine herrliche Partie.
Die Fahrten in Roseggers Waldheimat jeweils um den 25. Dezember wurden ebenfalls zu Wanderungen, Schi- und Rodelfahrten genützt.
Wie auf den noch erhaltenen Bildern zu sehen ist, waren die Damen mit Blusen und langen Röcken oder im Trachtendirndl, mit Schirm "bewaffnet", unterwegs, die Herren in der "Krachledernen". In voller Tracht waren die Herren und Damen natürlich immer, wenn sie nach Egern-Rottach fuhren. In den lokalen und bayrischen Nachrichten eines Tegernseer Blattes heißt es am 9. August 1910 nach der Beschreibung der Festlichkeiten: "Möge den lieben Wiener Gästen recht herrliches Wetter beschert sein, das ihnen möglichst viele Partieen auf die von ihnen so sehr geliebten Berge erlaubt."
Hans Hammer beschreibt eine Urlaubspartie 1912, an der Wallberger teilnahmen. Vom 29. Juli bis 31. August waren sie unterwegs, und zwar zuerst mit 300 anderen Teilnehmern "mittels Separatzug" über den Arlberg, die Schweiz, Frankreich bis Biaritz, entlang der Pyrenäen über Lourdes zurück in die Schweiz, über Tirol nach München, von wo die Wallberger allein weiter nach Tegernsee fuhren. Die Aufenthalte wurden für Wanderungen in den Bergen genutzt, der Aufenthalt am Atlantik natürlich zu einem Bad in den Wellen.
Von einer Pfingstpartie auf den Zirbitzkogel, Steiermark, werden einige Anekdoten berichtet: Wetter und Schneeverhältnisse lassen den Aufstieg beschwerlich werden, nur mit Mühe können Geröllhalden überquert werden, man hätte Seile zur Sicherung gebraucht, endlich erreicht man den Gipfel, die Fernsicht ist grandios- die erhoffte Hütte allerdings in einer Entfernung sichtbar, die noch gut eine Stunde Wegzeit erfordert.
"Das der Höhe und den herrschenden Witterungsverhältnissen angepaßte eisige Schweigen der noch vor kurzem so redseligen Weiberleut paßt hübsch in den Rahmen der Stimmung." Erst um 2 Uhr wird das Zirbitzkogelhaus erreicht. Es ist inzwischen so eisig geworden und nebelig, daß die "Lichtbildner" rasch wieder in die Hütte laufen, anstatt zu photographieren. Beim Zubettgehen gibt's die nächsten Schwierigkeiten: "Der Oberheizer der Gesellschaft, u.zw. Ferdinand, beginnt seine sträfliche Tätigkeit. Er zerkleinert das Holz, das vo Nässe trieft, legt hurtig zu und siehe da, er erzielt statt Wärme nur Rauch ... Nachdem die erzeugte Wärme (Rauch) glücklich zur Stube draußen ist und einer angenehmen Kälte (-2° C) Platz gemacht hat, finden wir es geboten, die gastlichen Liegestätten aufzusuchen ... ... Die Gehirnwecker werden auf 4 Uhr gestellt. ... ein herrlicher Morgen - ein kurzes Frühstück - und wir stehen in einem herrlichen Bergmorgen.!
Optimismus und die Kraft, aus der schlechtesten Situation noch das Beste mit Humor zu machen, haben die Wallberger also nie verlassen.
Ab dem Jahre 1929 werden die Ausflüge für die Hüttenplatzsuche genutzt. Selbst als die Wallbergerhütte schon gebaut ist und die Mitglieder Wochenende für Wochenende dort arbeiten, finden sich immer wieder Gruppen zu Wanderungen zusammen. Vom Jahre 1930 und 31 ist folgende Übersicht in ein Ausflugsbuch eingeschrieben: 5 mehrägige, 4 Tages-, 1 Halbtagsausflug, 1 mehrtägige, 5 Tagesschipartien, 14 mehrtägige, 31 Tageshütten-Arbeitspartien, zusammen 61.
Aus der Nachkriegszeit sind wieder Aufzeichnungen über gemeinsame Tagesausflüge, Schiurlaube in den Triebener Tauern, in Kitzbühl, und über die "Bayernfahrten" 1950, 51, und 53 nachzulesen. Wie schon früher wurden diese Fahrten zur Teilnahme an den Festlichkeiten der Egern-Rottacher Wallberger auch für Gebirgswanderungen genützt.
Die Aufzeichnungen enden mit den Worten Ludwig Schindlers: "Vieles wieder gesehen und erlebt und in der Erkenntnis gestärkt, daß die Wiener Wallberger stolz sein können Wiener Wallberger zu sein."
Ein Verein hilft den Bedürftigen: die karitativen Aktivitäten der Wallberger
In der ordentlichen Generalversammlung am 6. Juni 1907 wurde von Herrn Schmidhuber der Antrag gestellt, "man möge vom Volkstrachtenfonde einen Betrag von K 600,- dazu verwenden, um in Roseggers Waldheimat eine Weihnachtsbeteiligung vorzunehmen, u. zw. sollen nur Knaben mit der ortsüblichen Tracht beteilt werden; wurde angenommen. Herr Mayer beantragt die Beteiligung schon im Herbst vorzunehmen; wurde abgelehnt. Herr Lebl beantragt man soll in Steiermark unbedingt eine Beteiligung vornehmen, jedoch nur im Einverständnis: wurde einstimmig angenommen." (lt. Protokollbuch)
Man setzte sich mit Peter Rosegger in Verbindung. Teile dieses Schriftverkehrs sind noch erhalten. Dem Protokoll vom 23.9.1907 ist zu entnehmen, daß P. Rosegger einverstanden ist, daß Weihnachten 1907 in St. Kathrein am Hauenstein eine Beteiligung stattfindet, vom Rest der 600 Kronen für 1908 in der Waldschule zu Krieglach-Alpl eine Beteilung gemacht werden soll. Außerdem wollte man Peter Rosegger zu einer Mitwirkung beim Gründungsfest gewinnen und den erhofften größeren Reingewinn ebenfalls für diese Beteilung verwenden. Ob diese Lesung tatsächlich stattgefunden hat, läßt sich den Protokollen leider nicht entnehmen. Einer Abordnung des Vereins wurde die Bahnfahrt zu Rosegger vergütet. Im November desselben Jahres einigte man sich, daßin Absprache mit der Schulleitung von St. Kathrein am Hauenstein 350 Kronen für die Kleidung von 12 Kindern festgesetzt wird. Sie sollen "mit warmer, wetterfester, von der heimischen Hausindustrie erzeugten Kleidern vollständig beteiligt werden. Der Betrag wird Herrn Schulleiter Karl Schmidt übermittelt und die Beteiligung für den 25. Dezember festgesetzt." Eine Abordnung von Wallbergern fährt von nun an jeweils am 25. Dezember zur Beteiligung. Die Schulkinder singen als Dank und tragen Gedichte vor. 1908 werden 350 Kronen gespendet, verschiedene Firmen werden Dankschreiben für deren Spenden zugesandt. 1909 werden bereits 8 Knaben und 8 Mädchen beteilt. Es gibt auch Süßigkeiten und Schulsachen in den Folgejahren. 1910 erhält die Waldschule im Krieglachtale eine Förderung als Musterschule durch eine einmalige Spende.
Während des Ersten Weltkrieges bringen die Wallberger nur Bäckereien und Schulsachen, um den Kindern die Freude nicht ganz zu verderben.
Aus dem Jahre 1931 ist eine Zeitungsnotiz erhalten, in der Bewunderung für 25 Jahre Weihnachtsbescherung zum Ausdruck kommt. Zu der Zeit sind es bereits 28 Kinder, die Süßigkeiten, Schilrequisiten und komplette Anzüge, bzw. Kleider erhalten. Im Jahre 1938 stellt Herr Schindler mit Bedauern im Ausflugsbuch fest, daß die Vorbereitung für die Beteilung wie jedes Jahr war und die Geschenke auch im vorhinein nach Kathrein geschickt wurden. "Leider konnte unser Onkel Mayer die Verteilung nicht mehr durchführen, denn die N.S.V (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt) hatte mit unseren Sachen die Weihnachtsfeier schon abgehalten. So wird dieser schöne Brauch der Wallberger wahrscheinlich seinen Abschluß gefunden haben." Für 1939 war zwar beschlossen worden, nur dann zu spenden, wenn die Beteilung selbst durchgeführt werden konnte, Herrn Schindler Ahnung war aber richtig gewesen.
Im Vereinsarchiv erhaltene persönliche Grüße Peter Roseggers vom 20. November 1909,
zusammen mit der Erklärung, daß er aus Gesundheitsgründen nicht an der
Weihnachtsbescherung teilnehmen könne
Die Wohltätigkeit des Vereins beschränkte sich jedoch nicht nur auf Roseggers Waldheimat.
Im Jahre 1926 wird ein Dankschreiben des Herrn Prälat Heindl aus Rottach erwähnt für "die Bescherung der armen Kinder unserer Gemeinde in der traurigen Zeit vor 4 Jahren."
Während der schlechten Wirtschaftlage in den Dreißigerjahren wurden auch Spenden an bedürftige Mitglieder gegeben, Mitgliedbeiträge wurden ihnen gestundet, arbeitslose Mitglieder zahlten überhaupt nur einen Anerkennungsbeitrag von 30 Groschen. Wolfsgraben und Laab im Walde hatte seit 1931 sogenannte "Winterhilfe" erhalten. Im Grunde genommen war auch die Bewirtschaftung der Wallbergerhütte etwas, das dem Gemeinschaftsdenken der Wallberger entsprach. Müde und durstige Wanderer sollten hier zum Selbstkostenpreis gestärkt werden. Der Reingewinn für den Verein wurde so kanpp berechnet, daß gesrade noch die Erhaltung der Hütte möglich war. Die Mitglieder selbst "spendeten" ihre Arbeitskraft.
Die Wallbergerhütte am Roppersberg
Auf dem Bergrücken, der sich zwischen Laab im Walde und Wolfsgraben von Nordost nach Südwest zieht, liegt auf 510 Meter Seehöhe mit einer wunderschönen Aussicht auf die Wiener Hausberge - den Schneeberg, die Rax, und bei gutem Wetter Gippel und Göller - die von den Vereinsmitgliedern in den 30iger Jahren erbaute "Wallbergerhütt", von allen nur liebevoll "die Hütte" genannt.
Heute können auf einem Forstweg in Absprache mit dem zuständigen Forstamt Getränke mit dem Auto auf die Hütte geführt werden oder älteren Vereinsmitgliedern in Ausnahmefällen Auf- und Abstieg auf diese Art erleichtert werden. Bis vor wenigen Jahren jedoch mußte alles mit dem Rucksack entweder von Untertullnerbach, wohin man mit der Westbahn gelangte, oder von Laab im Walde, wohin einen der Postautobus brachte, auf die Hütte getragen werden. Nur größere Mengen Getränke, z.B. Bierfässer, wurden mit dem Fuhrwerk hinaufgeführt, entweder mit dem Ochsengespann des "Schmatzbauern" oder vom "Vanas", dem Bauernhof an der Straße am Fuß des Roppersbergs. Diese Schwierigkeiten machten die "Hütte" erst zu dem, was sie verkörpert: nämlich ein Refugium abseits vom Trubel und Verkehr. Daß die Hütte nicht direkt mit dem Auto erreichbar ist, war sicherlich einer der Gründe dafür, daß der öffentliche Hüttenbetrieb in den 60iger Jahren eingestellt werden mußte, obwohl damals bereits die Neuzeit eingezogen war: elektrisches Licht ermöglichte sogar Kühlschrank, Radio und später Fernsehen. Trotzdem: die Hütte erhielt sich ihren Charakter der Einfachheit, ländlichen Abgeschiedenheit, Gemütlichkeit bis in unsere Tage. Gerade jetzt, wo nahezu jedem Reisen rund um die Welt offenstehen, wird die Geborgenheit in dem Holzbau, das Kochen auf dem holzgefeuerten Herd, die Wärme, die von den hohen, alten, eisernen Öfen in den Stuben ausgeht, erst recht geschätzt. All das kaum eine halbe Stunde von Wien entfernt: allerdings ohne den etwa zwanzigminütigen Aufstieg auf den Berg eingerechnet.
Mit voller Begeisterung von der Rodung des Grundstückes
bis zur Fertigstellung der Wallbergerhütte am Roppersberg
Wie es zu der Idee, eine Schutzhütte zu erbauen, und zu deren Errichtung durch die Vereinsmitglieder kam, soll den Worten Herrn Ludwig Schindlers entnommen werden, der zum 10-jährigen Bestehen der Wallbergerhütte eine umfangreiche Entstehungsgeschichte verfaßte. (20 Seiten Maschinenschrift, zusammengestellt von Ludwig Schindler. Zwei Nachträge: 1940-50, 9S; 1950-55, 24 S.)
"Bald nach den Kriegsjahren 1914-18, in denen die Vereinstätigkeit ja vollständig ruhte, wo sich nur einige Mitglieder bei kleineren Zusammenkünften trafen, wurde die Arbeit im Verein unter den Obmännern Wanka, Adalbert Olischer und Josef Prakesch wieder aufgenommen.
... Alle möglichen Ideen tauchten auf, so eine einen selbständigen Touristenklub zu gründen oder gar die, irgendwo ein Schutzhaus zu bauen. Diesen Gedanken verfolgte der damalige Obmann Viktor Michael Bielz und am 27. April 1927 trat er mit einem fertigen Plan zum Bau eines Schutzhauses im Wienerwald vor die 32. Hauptversammlung. Er berichtete, daß der Verein einen Fond zum Bau einer Schutzhütte gegründet und eine summe von S. 1.000 zur Verfügung gestellt hat. Sein Gedanke war der Bau eines wallbergerhauses in der Umgebung Wiens und (dieses) sollte, ..., für gesellige zusammenkünfte der Mitglieder und deren Freunde, sowie als Raststation bei Ausflügen gedacht sein."
Die Mitglieder erntfallteten eine rege Tätigkeit, die Geldmittel für den Fond zu erhöhen, so z.B. wirkten sie in der Revue des Stadttheaters, "Alles aus Liebe", mit der Tanzgruppe mit. Eigene Zweihellermarken werden herausgebracht zur Aufbesserung der Kassa. Im Festgedicht zur Hütteneröffnung wird erwähnt, daß auch der Stammverein "im schönen Tegernseer Tal - mit tausend Mark sprang ein!"
Die Bewilligung für einen Hüttenbau am Laabersteig wurde vom Forstärar leider nicht erteilt, so wurde ein anderer Platz, und zwar im Heimbautal besichtigt, ebenso eine Bauparzelle am Barthberg beim Wienerwaldsee. Hier wurde (berechtigterweise) jedoch eine größere Besiedelung befürchtet. Für einen Platz auf dem oberen Sauhübel bei Pressbaum, der allen gut gefallen hatte, wurde trotz "großer Fürsprache verschiedener Minister und Abgeordneter" keine Baubewilligung erteilt.
Bei weiteren Verhandlungen ob eines Baugrundes bei einem Steinbruch in Pressburg erfuhr der Verein, daß oberhalb des Heimbautals ein Privatgrund der Erben Josef Schedels sei. In der außerordentlichen Hauptversammlung vom 21.11.1929 wurde von den begeisternden Mitgliedern, die diesen Grund von früheren Ausflügen kannten, dem Ausschuß einstimmig der Auftrag erteilt, dieses Grundstück zu erwerben.
"Bei einer Besprechung mit Herrn Karl Wanas wurde der Kauf des Grundes dahin abgeshlossen, daß wir im Tal einen Grund im gleichen Ausmass von rund 14.600 m² kauften und mit dem auf dem Roppersberg liegenden tauschten.
Jetzt ging die Arbeit los! An Samstagen wanderten schon die Partien zum Wanas und übernachteten am Heuboden, um ja zeitig genug am Hüttengrund zur Arbeit zu sein. Schon am 27. April 1930 fand sich am Hüttenbauplatz die erste Arbeitsgruppe ein. Am Samstag den 31. Mai 1930 fanden sich die Herren Weidinger, Gattringer und Schindler mit dem Baumeister Wanas zeitig in der Früh ... ein. Herr Wanas steckte den Baugrund ab und die drei Herren ergriffen Krampen und Schaufel und fingen an, den Keller auszuheben. .... Die nächsten Sonntage wurde dann fleissig weiter gearbeitet. Baumeister Wanas führte inzwischen schon Baumaterial zu und im Juli 1930 begann er mit dem Bau der Hütte."
Rucksackweise brachte Frau Schindler "das Bier vom Wanas herauf und die Mitglieder zahlten für das, immerhin nicht sehr kalte Getränk per Flasche 2 Groschen mehr. Aus diesem überschuß wurden dann die Farben für den ersten Anstrich der Hütte gekauft ... Die Mitglieder arbeiteten an Sonntagen und auch in ihrer Urlaubszeit ... Über Einzelheiten dieser Arbeiten geben die Ausflugsbücher reichlich und bebildert Aufschluß."
Ein Beispiel aus dem Ausflugsbuch, vom 7. - 9. Juni 1930: "Da für 7. Juni die Baukommision angesagt war, Herr Bielz an diesem Tag verhindert war, übernahm Herr Gettringer dessen Vertretung .... so verständigten wir uns dahin, daß wir uns in Laab a/W. (Herr Gattringer schwer bepackt mit Tafeln, Werkzeug per Autobus, ich zu Fuß ab Mauer,) um 1/2 9 treffen. Von hier gingen wir zu Wanas und erfuhren hier, daß die Baukommission nicht kommt. ... Am 2. Tag fuhr die 1. Partie um 4 h 55 ab Westbahn nach Purkersdorf, von hier über Paunzen auf den Hüttenplatz ... Arbeit: 1 dürrer Birnbaum mit Hacke und Tischlersäge umschneiden, 74 Pflöcke nachschlagen, 2 Tafeln aufmachen, Erde von Keller wegführen, ...
Am 14. September 1930 wurde die Hütte eröffnet: nach einer Veranstaltung in Wolfsgraben wurde "um 10 Uhr durch Domprobst Wildenauer eine Feldmesse am Hüttenplatz gelesen und dann die Hütte von demselben geierlich eingeweiht. Trotz des sehr dichten Nebels waren 1.800 Personen, darunter viele Prominente der Touristenschaft und der Volkstrachtenvereine anwesend. Bei den aufgestellten Trin- und Essbuden ging es lebhaft zu. Für Musik und Stimmung sorgte Peter Rupaner."
"Das war der Beginn der nichtvorhergesehenen Bewirtschaftung für Fremde, denn ein schöner Reingewinn zeigte uns, daß hier ein Verdienst zu holen sei und daß sich ein neuer Ausflugsort für die Wiener erschließt. Der Verein reichte um die kleine Konzession ein, die ihm auch bewilligt wurde."
Die Hütte wurde von diesem Zeitpunkt an Sonntag für Sonntag ehrenamtlich von den Mitgliedern bewirtschaftet.
Leider lebt von den Gründungsmitgliedern der Hütte nur mehr eines, das uns von der Schaffensfreude und den heiteren Abendstunden, wenn die Gäste mit dem letzten Postautobus von Laab im Walde Richtung Wien - Mauer abgefahren waren, berichten kann, nämlich Frau Klothi Moravec, Gattin des Vorstandes, Theaterleiters, humorigen Schauspielers und eifrigen Tänzers, Richard Moravec. Sie ist zugleich auch mit 93 Jahren unser ältestes Mitglied.
Das Festprogramm
"Die Wallberger" Alp. Verein zur Erhaltung der Volkstrachten in den deutschen Alpenländern, in Wien beehrt sich hiermit, zur Feierlichen Eröffnunf und Weihe der Wallbergerhütte am Roppersberg bei Wolfsgraben unter der freundlichen Mitwirkung des Männergesangsvereins Werner von Siemens, unter Leitung des Herrn Chormeisters Herrmann Gollwitzer, sowie der Wallberger Bauernkapelle, unter der Leitung des Herrn Kapellmeisters Peter Rupaner, einzuladen.
Festordnung
- 8 Uhr früh. Zusammenkunft der Vereine im Gasthof Mitterstöger, Wolfsgraben
- 9 Uhr. Trachtenfestzug, verbunden mit ehrung gefallener Krieger in Wolfsgraben
- 10 Uhr. Feldmesse am Hüttenplatz (Roppersberg), kirchliche Weihe sowie Eröffnung der Wallbergerhütte. Die Weihe wird von Sr. Eminenz Domprobst Dr. Wildenauer unter Assistenz der Pfarre Wolfsgraben durchgeführt. Zum Vortrag gelangt die deutsche Messe von Franz Schubert, gesungen vom M.G,V. Werner von Siemens
- Begrüßung der Festgäste durch den 1. Vorstand Herrn Michael Viktor Bielz.
- Festrede, gehalten vom Vereinsmitglied Herrn Konrad Wiltscheck, Schriftsteller.
- Festgedicht, verfaßt von Ehrenmitglied Herrn Hugo Brandl, München, gesprochen von Mitglied Frau Valerie Mikoska.
- Ansprachen
- 2 Uhr, volkstümliche Belustigungen, verbunden mit Tanz auf der Alm (Vorführung von Schuhplattlertänzen etc.).
- 6 Uhr abends. Forstsetzung des Festes im Gasthof Mitterstöger in Wolfsgraben.
- Verteilung der Preise für Lanzenstechen, Fischstechen ect
Zur Bequemlichkeit der p.t. Gäste verkehren ab 7 Uhr früh von der Stadtbahnstation Hütteldorf (bei Hotel Schneller) eine genügende Anzahl von Autobussen mit dem Kennzeichen "Wallbergerfest". Der Fahrpreis bis Wolfsgraben wurde auf S. 1.20 pro Person ermäßigt.
Für allerart Getränke sowie kalte Speisen wird bestens vorgesorgt.
Um zahlreichen Besuch bittet höflichst
Die Vereinsleitung
Nach der Eröffnung wurde ein Sonn- und Feiertagsdienst eingeteilt, den jeweils zwei Paar Mitglieder übernahmen, die bereits mit dem ersten Zug nach Untertullnerbach fuhren und dann auf dem Weg zur Hütte noch Bier, Brot und Wurst mitnahmen und beim Schmatz noch Wasser holen mußten. Die ersten warmen Getränke wurden noch auf einem Touristenkocher gekocht, bald wurde ein Ofen bewilligt, Herr Franz Döber spendierte ein Dutzend Teller und Löffel und eine Anzahl Portieonen Erbswurstsuppe. "Jetzt wurde das erstemal Suppe gekocht ... schon zu Mittag war sie zu wenig geworden!"
"In der außerordentlichen Vollversammlung vom 30. April 1931 wurde Herr Franz Gattringer einstimmig zum Hüttenwirt gewählt". In diesem Jahr wurden auch die ersten Frühlings- und Herbstfeste gefeiert. Da bei kaltem Wetter und im Winter durch die vielen Schifahrer der Raum bald zu klein wurde, begann man mit einem Zubau, der im September 1931 der Benützung übergeben wurde. Es gab bereits eine eigene Küche, Kaffee und Würstel konnten auch schon verkauft werden. Ein kleiner Holzschuppen als Werkstätte und Schigarderobe wurde ebenfalls gebaut.
Auch der Tanzboden war zu klein geworden und wurde aufs doppelte von den Mitgliedern vergrößert.
Das größte Problem war die Zubringung von Wasser, sodaß nach Zuziehung eines Rutengängers durch einen Brunnenbauer unter Mithilfe des Mitgliedes Karl Heinz hinter der Hütte ein Brunnen geschlagen wurde. "Leider war hier das Glück nicht auf unserer Seite. Die Ergiebigkeit ist ... sehr gering." Inzwischen ist der Brunnen total versiegt und die Mitglieder sind auf das abgekochte Zisternenwasser angewiesen.
"1933 legte Herr Bauer einen Alpengarten an; die Mitglieder hatten immer wieder von ihren Urlaubstouren Alpenpflanzen mitgebracht. Auch Hunderte Bäume und Sträucher rings um den großen Grund wurden gepflanzt."
Am 27.5.1933 wurde ein neuerlicher Zubau beschlossen
Der Bauausschuß Herr Bauer, Schmidthuber, Döber, Gattringer, Glaser, Herbst, Mayer und Olischer übernahmen diese Aufgabe. Keller und Wasserzisterne wurden vergrößert, eine Schank, eine Küche, ein Saal, zwei Schlafräume und eine Speisekammer wurden zugebaut nach dem kostengünstigsten Vorschlag von Baumeister Wanas. Die Inneneinrichtung des Saales führten Mitglieder wie Herr Golke durch, die Bilder stammten von den Reisen Herrn Karl Schmidthubers. Dieser spendete dem Verein auch einen Original-Grödner Holzschnitt-Christus. Nach einer Aufnahme eines Marterls aus der Gegend von Seis am Schlern durch Herrn Schmidthuber wurde von Baumeister Wanas ein ebensolches für die Hütte angefertigt und mit einer Erinnerungstafel an die gefallenen Mitglieder aus dem Ersten Weltkrieg beim Alpengarten aufgestellt.
Damit die Hütte unter der Woche nicht unbeaufsichtigt stünde, stellte sich das Mitglied Karl Heinz bereitwillig zur Verfügung, Aufsicht und Bewirtschaftung zu übernehmen. "Die Einweihung des Zubaus und des Marterls wurde am 10. Juni 1934 vom Pfarrer Franz Wernhart aus Laab im Walde vorgenommen." Im Laufe der nächsten Jahre wurden noch weitere Zubauten und Veränderungen an der Hütte vorgenommen, am grundsätzlichen Aussehen der Hütte hat sich jedoch seither nichts verändert.
Als am 12. Oktober 1936 mitgeteilt wurde, daß in der Hütte der Hausschwamm sei, wurde unverzüglich mit einem gründlichen Untergrundumbau begonnen,und zwar durch den Zimmermeister Max Wanas. Herr Schindler hebt in seinem Bericht insbesondere die Uneigennützigkeit der Mitglieder, die unermüdliche Kleinarbeit in den schweren Zeiten der Arbeitslosigkeit der Dreißigerjahre hervor, "wo es dem Verein gelungen war, etwas aufzubauen und zu verschönern, wo viele andere Betriebe nicht mehr weiterkamen. Die Liebe dieser Männer und Frauen zur Natur und zu unseren Bergen errichtete diese Gemeinschaft, nicht angelernt, nicht von einem anderen Beispiele angeregt, aus sich allein heraus, bezeichnend die Art des Bergsteigers, das gesteckte Ziel zu erreichen."
"So entstand unser Schmuckkästchen in unserem schönen Wienerwald."
Ab 1938 wurden auf der Hütte Bergturnfeste abgehalten, da der Vorstand des Hietzing-Penzinger Turnvereins, Herr Waber, schon jahrelang auf der Hütte als Gast bekannt war.
Im ersten Nachtrag zu der Schrift zum 10jährigen Bestehen der Hütte vermerkt Herr Schindler, daß nur mit viel Liebe und strapaziöser Aufopferung die Probleme zur Bewirtschaftung der Hütte während der Kriegs- und Nachkriegsjahre gelöst werden konnten. Einige der Mitglieder fielen in den Kriegshandlungen, viele waren zur Kriegsdienstleistung herangezogen worden und bald nach ihrer Rückkehr aus der Gefangenschaft wieder als fleißige Mitarbeiter auf der Hütte erschienen. Herr Gattringer konnte während der Kriegsjahre neben seinem Dienst bei der Polizei jeden freien Sonntag auf der Hütte sein, die Damen Gattringer, Ucik, Bednarik, Baumann, Kschwend, Foitik, Weinbauer halfen immer wieder mit.
"Wenn man zurückdenkt an die Verkehrsverhältnisse, Lebensmittelknappheit, Fliegeralarme, an die Transportschwierigkeiten, die den Mitgliedern immer weitere Wege und schwerere Rucksäcke brachten, kann man kaum glauben, daß aus reinem Idealismus diese Arbeit geleistet wurde." Frau Weinbauer erinnert sich noch, wie sie zu Fuß vom Ende der Straßenbahnlinie 60, von Mauer, über die Maurer Berg, Kalksburg, über den Breitenfurter Spitz nach Laab im Walde, die Straße weiter entlang zum Vanas und dann auf die Hütte marschiert war - heute eine Autostrecke von kaum 10 Minuten, damals ein stundenlanger Marsch, das Leiterwagerl hinter sich ziehend, in dem das Kleinkind auf dem mit den notwendigsten Lebensmitteln undKleidern bepackten Rucksack saß. Immer in der Angst, es könnte einen Fliegerangriff geben.
Zum Glück war weder durch Bombardierungen in der nächsten Umgebung der Hütte, noch durch Plünderungen größerer Schaden entstanden. Herr Heinz war die ganze Kriegszeit über auf der Hütte gewesen und hatte so zu deren Erhaltung beitragen können.
1950, zum 20-jährigen Bestehen der Hütte, schrieb Herr Schindler schon wieder von einem normalen Hüttenbetrieb. 51 Mitglieder fanden sich am 3. September 1950 beim Herbstfest einem Massenansturm von mehr als 2.000 Personen gegenüber, um 1 Uhr früh gingen die letzten Gäste weg!
In den Jahren 1950 bis 55 gab es einen regen Besucherzustrom. Im Mai 1951 übernahm Herr Emil Wallisch den Wochentagsdienst anstelle des erkrankten Heinz. An Wochenenden waren oft 20 oder mehr Mitglieder und deren Kinder auf der Hütte, um in Küche, Schank und beim Austragen von Speisen und Getränken zu helfen. Besonders schwer wurde den Kindern die Uneigennützigkeit, die ihnen von allen Mitgliedern vorgelebt wurde, wenn es am Abend hieß, die Trinkgelder in die Vereinskasse abzuliefern. Esl ag jedoch auch viel Stolz in dem Gefühl, freiwillig für andere etwas geleistet zu haben.
Die größten Besucherzahlen verzeichnete die Hütte bei den internationalen Naturfreundtreffen in den Jahren 1952 und 1953.
Am 2. November 1954 konnten anläßlich des 60-jährigen Bestandsjubiläums des Vereines 32 Wallberger aus Rottach auf der Hüttebegrüßt werden.
Am 4. September 1955, zum 25. Geburtstagsfest der Hütte, gab es prächtiges Wetter. Der Pfarrer aus Wolfsgrabenzelebrierte eine Messe, der Gesangsverein"Engelbergbund" sang dazu die deutsche Messe, die Laaber Musikkapelle unter der Leitugn von Herrn Stagl marschierte zu einem Ständchen auf. Der Obmann Richard Moravec konnte vor ca. 3.500 Personen den Gemeinden, der Forstverwaltung, dem Hüttenwart und allen Mitgliedern den Dank des Vereins aussprechen. Tanzaufführungen und Spiele sorgten für Unterhaltung.
Nach vielen Verhandlungen wurde eine Lichtgemeinschaft gegründet, sodaß 1957 der elektrische Strom eingeleitet werden konnte, was die Installation eines Kühlraumes ermöglichte, der 1958 in Betrieb genommen wurde. Bis dahin waren für die Wochenenden Eisblöcke mit Ochsenkarren vom Vanas (in den Aufzeichnungen häufig "Wanas", geschrieben) auf die Hütte gebracht worden. Auf Anregung von Herrn Weinbauer war auch eine Erweiterung der Kinzession auf warme Speisen eingereicht worden.
Der Hüttenwart Franz Gattringer und seine Gattin Mitzi konnten die Hütte bis zum 15. Mai 1960 ehrenamtlich bewirtschaften, mußten dann jedoch aus gesundheitlichen Gründen ihr Amt zurücklegen. Da auch Herr Wallisch in Pension ging und sich kein Mitglied imstande sah, den Wochentagsdienst auf der Hütte zu übernehmen, bemühte sich der Verein nun, einen geeigneten Pächter zu finden. Am 15. Mai 1960 übernahm das Ehepaar Ströbinger die Bewirtschaftung der Hütte.
Herr VorstandRichard Moravec legte 1962 krankheitshalber sein Amt zurück, viele der verdienstvollen Mitglieder waren im Laufe der Jahre verstorben, wenige neue dazugekommen.
Herr Max Weinbauer als neugewählter Vorstand hatte die Aufgabe, nach etlichen Schwierigkeiten mit dem Pächter, den Pachtvertrag über einen Rechtsanwalt kündigen zu lassen. Kurzfristig wurde die Hüte wieder von den Mitgliederehepaaren Schindler, Weinbauer, Wiehe, Foitik und den Frauen Kschwend, Wilfling und Eywo bewirtschaftet, bis im Mai 62 das Ehepaar Strohmayer die Pacht übernahm. Sie konnten jedoch die Bewirtschaftung niht richtig bewältigen, hatten ein zweites Geschäft übernommen, sodaß die Hütte vernachlässigt wurde. Der Besucherstrom hatte laufend abgenommen. Einer der Gründe dafür war die zunehmende Motorisierung der Wiener, die dazu geführt hatte, daß die Ausflugstätigkeit sich eher in die weitere als in die nähere Umgebung Wiens verlagerte. Dies hatte die Rentabilität des Pachtbetriebes sicherlich beeinträchtigt.
Es wurden nun verschiedene Überlegungen zur Nutzung der Hütte angestellt. Herr Schindlers Antrag in einem Brief an die Vollversammlung, daß ein Verkauf nur dann möglich sein dürfe, wenn die Hütte weiterhin einer gemeinnützigen Institution zur Verfügung stehe, wurde voll zugestimmt. In der Vollversammlung 1965 mußte Herr Weinbauer allerdings mitteilen, daß trotz intensiver Verhandlungen durch Herrn Schindler, Herrn Lenhart und durch ihn selbst kein Käufer gefunden wurde. Es wird der Beschluß gefaßt, die Hütte für Gäste zu schließen. Dies geschieht mit 4. Juli 1964.
Seit diesem Zeitpunkt steht sie den Mitgliedern zum aufenthalt zur Verfügung. Das Ehepaar Walter und Grete Wiehe versorgen die Mitglieder und deren Gäste mit Getränken, sorgen für die Instandhaltung der Hütte und des gesamten Grundstückes, sind somit zum Herzstück der Hütte geworden. Ohne ihre jahrelange, aufopfernde Tätigkeit wäre es sicher nicht möglich gewesen, die Hütte in ihrem jetzigen Zustand zu erhalten. Auch wenn immer wieder "Arbeitspartien" von Mitgliedern zum Holzschneiden oder ähnlichem auf die Hütte kommen, die laufende Betreuung und die immer wieder nötigen Reparaturen, sei es am Dach, beim Anstrich, an den Zisternen, etc. werden doch von der Familie Wiehe bewältigt. So nebenbei darf eine Tradition nicht unerwähnt bleiben, zu deren Aufrechterhaltung Frau Grete Wiehe in bewährter Weise beiträgt: Kein Hüttenfest ohne die berühmte Erbsensuppe, die es seit der Hüttenentstehzung gibt.
Daß die Hütte nun den Mitgliedern und deren Freunden für gesellige Zusammenkünfte dient, entspricht somit einer der Intentionen dr Gründer. Wie eh und je ist sie Ziel von Sonntagsausflügen, werden Feste gefeiert - sei es nun ein geburtstagsfest eines Mitgliedes, eine Silvesternacht oder ein Jubiläum, sei es ein ganz besonderes wie jenes am 24.4.1990, als nach vielen Jahren wieder Tanzbeine auf dem Saalboden schwangen, als es sich nämlich eine große Gruppe von Egern-Rottacher Wallbergern trotz strömenden Regens nicht verdrießen ließ, den beschwerlichen Aufstieg auf die Hütte zu nehmen.
Zum Abschluß der Hüttenchronik sollen noch einmal all jene erwähnt werden, die zur Gründung mitbeigetragen haben, und zwar mit jenen Worten, die das damalige Ehrenmitglied Herr Hugo Brandl aus München zur Hütteneinweihung am 14. September 1930 verfaßt hat:
In aller Welt ist wohl bekannt der schöne Wienerwald,
Aans von die schönst'n Bilder, die der liabe Herrgott g'malt!
Und aa' da ob'n, wo wir heut steh'n, bewundern wir die Pracht,
Wo Berg und Tal und Wald und Flur uns froh entgegenlacht.
Wo unsre alte liabe Rax freundli rüberschaut,
Und wo dort unten hell und klar die schöne Donau blaut,
Ja, wo selbst a'Stück Wienerstadt uns raufschickt ihren Gruaß,
Von hier aus nehmt ihr liab'n Gäst, a unsern Willkommengruaß.
Ihr sechts a'Häusl kloa und schlicht, und seid's g'wiß intressiert,
Wiaso dös Häusl sich da auf den Roppersberg verirrt.
I will's Euch sag'n; Da aht amal -'swar mitt'n in der Nacht,
Der guatte Michael Viktor Bielz - an Plan auf d'Welt 'bracht.
D'Wallberger sollt'n, hat er gmoant - doch wo an Stützpunkt hab'n!
Und den Gedanken hat er a - wia's Tag wor'n net begrab'n.
An' Stützpunkt drob'n im Wienerwald - denkt er, waar des net rar?
Wo der Verein für alle Zeit, sei eigner Hausherr waar?
Der Plan, der laßt eahm nirgends Ruah - verfolgt'n überall,
Selbst zwischen seine Teppich drinn beschäftigt ihn der Fall.
Und "Wo a' Will'n, is aa' a Weg"- a' alter Spruch eahm sagt,
Und "Wo a' Wasser, aa a' Steg!" - Tritt drauf nur unverzagt!
Und ohne B'sinnen ruaft er aus: "Biagts oder brichts - I will's!
Denn was er sich in Kopf g'setzt hat, führt er aa' durch der Bielz!
Und wann a' Prügl no so vui - eahm zwischen d'Füaß neifliagn.
Machr nix! Er denk, sei guater Stern, der werdn net betrüagn!
Aa' im Verein da hat der Plan übrall schnell Wurzln trieb'n,
Und auf die Frag': "Woher denn s'Geld?" - is neamand hint'n blieb'n,
A jede Hand de tuat si auf - und aa' der Stammverein
Im schöna Tegernseer Tal - mit tausend Mark springt ein!
So san denn nach und nach schö stad - aus Grosch'n Schilling wor'n
Und heut is unser Wunsch erfüllt: dees Kindl is' gebor'n!
Und wann nach altem schönen Brauch wir Kindstauf feiern heut,
Sei unsrer liab'n Gönner all gedacht in Dankbarkeit!
Zwar is net mögli, daß i' all die nenn die g'holfen gern,
Doch unsre Tänzer muaß i' lob'n, so laut daß alle hörn:
Den Lorenz, Schindler, Moravec, den Bösenmüller Franz,
Den Mikoska und Rieger Rupert für den schön' Watschentanz.
Den s' in dem Stück "Alles aus Liebe" tanzt wohl hunderrtmal mitsamm!
Und sechzehnhundert Schilling bar, dafür als Gage kriagt ham!
Die wiederum "Aus Liebe" sie dem Hüttenfond spendiert,
Nachdem die Kassa doch zuweiln an Schwindsucht laboriert.
Jetzt kunnt's mi'n Bau'n Ernst doch wer'n. Und scho kummt aa' mit Macht
Die Arbeitsgruppe anmarschiert - und hat aa' d'Frau mitbracht.
Gleich fangen's wüatend z'graben an und schaufeln als wia g'schmiert,
Und g'rech'nt werd, es is a Freud - der Weidinger kommandiert.
Der is', des waaß a' jedes eh' - zum Rechnen ja gebor'n,
Sunst waar er ja, des is doch klar - im Leb'n net Oberrechner wor'n.
Ja g'rechent ward, als wia net g'scheit, und s'Laub hernach verbrennt,
A' Rauch steigt auf, so dicht, daß koans des andre mehr hat kennt
Wia's drunnt in Laab den Rauch hab'n g'sehg'n - glei spannens d'Spritz'n ei.
Wo brennt's denn? Wo? Und alles rennt: "Des muaß a' Mordbrand sei -
Doch z'lösch'n hat's für dee nix geb'n - 'g'löscht ham de unsern drob'n
Ihr'n Durscht mit bier und Wein, so g'hörts, solls Werk den Meister lob'n.
No zwoa ham ganz b'sonders g'schafft und sei'n g'nannt in Ehr'n,
Der Schindler, der so g'arbat hat, als wann er zahlt tät wer'n.
Der Ander - no wia hoaßt er denn? den Gattringer moan i',
Der hier sei Sach so guat hat g'macht, wia z'Wien drunt die Etui!
Doch jetzt hätt' i' - ja meiner Seel'! beinah vergessen ganz,
No aan', dem wir heut winden soll'n an b'sondern Ehrenkranz:
Mikoska hoaßt er, der seit Jahr'n die Gelder fest halt z'samm,
Denn ohne ihn, würd'n ma' wohl heut no lang koa Hüttn ham!
Zum Schluß sei'n auch die Frauen noch mit Extralob bedacht,
Die stets beim bau "ihr'n Mann hab'n g'stellt" und alles z'weg ham bracht.
Die sunst doch nur von Jugend auf mi'n Kochlöffel regier'n,
Sie ham schnell g'lernt mit Schaufel aa' und Pickl zu hantier'n.
So hat a' jeds in seiner Art übrall gern Hand ang'legt,
Und s'war a' Freud, zu sehg'n, wia alls da ob'n si rührt und regt.
Selbst für Musik war bestens g'sorgt - zwar g'spielt hat net der Strauß,
G'spielt hat der guate Vater Bielz, der sticht den Strauß no aus!
Und heut blick ma und zwar mit Stolz zu unserm Hütterl auf,
Und is aa' no' a bißerl kloa - s'wachst scho! Verlaßt Euch drauf,
Und werd's uns z'eng? na druck ma halt ganz oafach d'Mauern naus,
Und bau'n dann Stück um Stückerl o' - z'letzt werd's na do a Haus!!
Der Priester hat heut Gottes Segen für unser Heim erfleht,
Auf daß es allen Stürmen trotz - all'm Unheil widersteht,
Gott mög uns seine Bitt' erhör'n - denn wer auf Gott vertraut,
Der hat in alle Ewigkeit auf festen Grund gebaut!
So sei die Hütte uns Symbol der Einigkeit und Treu!
Wallberger Freud! Wallberger Stolz! sei sie uns stets aufs neu,
Nie aber woll'n vergessen wir - den mann, der ohne Rast,
Das schöne Werk hat ausgedacht, dem nie zu schwer die Last,
Der nie verzagt und nicht erlahmt, bis endlich g'schafft er's doch
Dem Hüttenvater, unserm Bielz,
ein dreifach donnernd Hoch! Hoch! Hoch!
Wien - Tegernsee
Obwohl im Verlauf dieser Festschrift immer wieder von den Beziehungen der Wiener und der Tegernseer "Wallberger" berichtet wurde, sollen doch einige markante Abschnitte im Verlauf der wechselvollen Geschichte eines Jahrhunderts hervorgehoben werden.
Es zeichnen sich drei Perioden ab. Die erste reicht bis über den Zusammenbruch der Donaumonarchie und des deutschen Kaiserreichs hinaus, einer Zeit, in der die Brauchtumspflege über Ländergrenzen hinweg entstanden war und nach dem Ersten Weltkrieg zu gegenseitiger Hilfe in Notzeiten führte. Einerseits zeugt eine Zeitungsnotiz aus Bayern von der Wiener Hilfsbereitschaft in den frühen Zwanzigerjahren, andererseits unterstützten die Tegernseer die Wiener Wallberger, als diese Geld für den Hüttenbau sammelten. Im Verlauf der Dreißigerjahre und über die Kriegszeit werden die Kontakte weniger.
Erst nach dem zweiten Weltkrieg gibt es wieder gegenseitige Besuche.
Zum 60jährigen Bestandsjubiläum der Wiener Wallberger wurde mit Begeisterung eine Abordnung vom Tegernsee begrüßt, auch die Wiener Wallberger konnten sich durch die Verbesserung der Wirtschaftslage bedingt wieder eine Urlaubsfahrt an den Tegernsee leisten.
Die dritte Periode der engeren Kontakte wurde dann Ende der Achtzigerjahre, nahezu zur gleichen Zeit sowohl von Wien als auch von Egern-Rottach aus eingeleitet und führte zu regen gegenseitigen Besuchen.
Ein besonderer Höhepunkt war natürlich die Fahrt der Wiener Wallberger zum 100jährlgen Gründungsfest am Tegernsee, wo eine Abordnung unter Obmannstellvertreter Herbert Zwieb an den großartigen Festlichkeiten teilnahm und den "Daheimgebliebenen" durch Erzählungen und durch die Vorführung des Videofilmes, den sie von den Tegernseern erhalten hatten, den Mund wässrig machte.
Groß war die Freude, als 1990 ein ganzer Autobus voll Tänzer und Tänzerinnen aus Egern-Rottach den Saal der Wallbergerhütte am Roppersberg in Schwingung versetzte.
Schon bald danach konnten die Wiener bei ihrem Pfingstausflug 1991 selbst die großzügige Gastfreundschaft am Tegernsee genießen. wo sie fürstlich bewirtet wurden, in Hochstimmung die Tänzergruppen bewunderten und sich an Annamirls Schwänken erfreuten.
Diese Entwicklung läßt die Überzeugung wachsen, daß die freundschaftliche und bereichernde Beziehung der beiden Vereine weiter gedeihen wird, auch wenn die Gegebenheiten zur Brauchtumspflege in Wien und am Tegernsee grundsätzlich verschieden sind. In beiden Vereinen ist ja immer noch das Motto "Treu dem guten alten Brauch" lebendig!
Impressum
100 Jahre "Die Wallberger" Verein zur Erhaltung der Volkstrachten in den Alpenländern, Wien
Chronik zum hundertjährigen Jubiläum 1894-1994
Herausgeber: "Die Wallberger", Verein zur Erhaltung der Volkstrachten in den Alpenländern, Wien
vertreten durch Vorstnad Walter Rosignal, Wien
Text und Gestaltung: Anna Zwieb
Bildmaterial aus dem Vereinsarchiv.
Wien, 1994